An den Finanzmärkten waren die Reaktionen auf die Nowotny-Aussagen zunächst im Sinne einer geldpolitischen Straffung ausgefallen. Der Euro stieg am Freitagmorgen zwischenzeitlich bis auf 1,0782 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit über fünf Wochen.
In den meisten Euro-Ländern legten die Renditen auf Staatspapiere zu. In Deutschland rentierten 10-jährige Staatsanleihen am Freitag zwischenzeitlich mit bis zu 0,48 Prozent, nach 0,45 Prozent am Vorabend. Bis zum Mittag gaben der Euro und die Renditen aber wieder nach.
Der negative Einlagensatz wird häufig auch als „Strafzins“ für Banken bezeichnet. Er gibt an, wie viel Banken für bei der EZB geparktes Geld bezahlen müssen. Infolge des Wertpapierkaufprogramms ist die bei der Notenbank gehaltene sogenannte Überschussliquidität der Geschäftsbanken in den Billionenbereich gestiegen.
EZB: Negativer Einlagensatz wirkt stimulierend
Der negative Einlagensatz wirke wie eine Steuer für Banken, argumentieren Experten. Diese reichen die Banken demnach an ihre Kunden weiter. Eine Anhebung des Zinssatzes könne daher umgekehrt entlastend wirken und die Kreditvergabe stärken.
Diese Sichtweise ist jedoch umstritten. Viele Ökonomen teilen die Ansicht der EZB, wonach ein negativer Einlagensatz stimulierend wirkt, da Banken dazu animiert werden, Kredite zu vergeben, anstatt überschüssiges Geld lediglich bei der EZB zu parken. (dpa-AFX)
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