Die EZB und das heutige Treffen standen diese Woche im Zentrum der Aufmerksamkeit, und das aus gutem Grund: Die Zentralbanken sind derzeit die wichtigsten Markttreiber. Ein Kommentar von Jérémy Gatto, Investment Manager beim unabhängigen Schweizer Asset Manager Unigestion.
Etliche Beobachter erwarteten eine mögliche Zinssenkung. Die EZB ließ die Zinsen zwar unverändert, ebnete aber den Weg für eine weitere Lockerung mit einer Erklärung, die eine starke Entschlossenheit zum Handeln zeigt.
Die EZB teilte mit, sie werde Optionen für potenzielle Asset-Käufe und Tiering-Optionen prüfen. Der EZB-Rat sieht die Zinssätze, zumindest bis zum ersten Halbjahr 2020, auf dem derzeitigen oder noch niedrigeren Niveau.
Marktauswirkungen
Die erste Reaktion war eine schnelle und kurzlebige Rallye des Euro nach der Ankündigung des unveränderten Kurses. Allerdings folgte prompt ein Nachholeffekt und der Euro erreichte mit 1.11. neue Intraday-Tiefststände.
Der Euro Stoxx legte auf über 3.550 Punkte zu, während die europäischen Zinsen nachgaben und die Bund-Renditen auf neue Allzeittiefs fielen.
Während der Pressekonferenz wurden die Bewegungen konsolidiert, bevor Mario Draghi bestätigte, dass eine Zinssenkung mit abschwächenden Maßnahmen einhergehen würde.
Erste Züge wurden jedoch rückgängig gemacht, nachdem Draghi später sagte, dass es keine Diskussion über Zinssenkungen und mildernde Maßnahmen gegeben hatte.
Konsequenzen für die Asset Allokation
Wir kommentieren seit einiger Zeit die Kehrtwende der Zentralbanken, die seit Ende letzten Jahres weltweit stattfindet. Es gibt zwar einige Ausnahmen, die jedoch weiter in der Minderheit sind (z.B. die Norges Bank).
Die makroökonomische Verlangsamung, die wir Ende letzten Jahres beobachteten, scheint sich vorerst stabilisiert zu haben. Da kein Makroschock oder Rezessionen am Horizont zu sehen sind, die Stimmung durch geopolitische Risiken gedämpft ist und die Bewertungen ein gemischtes Bild zeichnen, blieben die Zentralbanken einer der wichtigsten Markttreiber.
Dies hat die Volatilität niedrig gehalten, einige Aktienmarktindizes auf Allzeithöchststände gebracht und die Anleiherenditen gesenkt, zum Teil auf Rekordtiefs.
Der versöhnliche Ton der EZB war nicht überraschend. Die Eurozone bleibt eine der Schwachstellen in den entwickelten Märkten. Dies wurde von unserem firmeneigenen Growth Nowcaster erstmals in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres aufgezeigt und ist auch in diesem Jahr wieder der Fall.
Da kein Inflationsdruck und kaum Wachstum vorhanden sind, können sich die Zentralbanken auf die Unterstützung der weiteren wirtschaftlichen Expansion konzentrieren, indem sie eine präventive Lockerung durch Kürzungen und Bilanzerweiterungen bewirken.
Solche Maßnahmen dürften die Märkte weiter unterstützen, da sie das Rezessionsrisiko verringern und gleichzeitig die Volatilität niedrig halten werden.
Foto. Shutterstock