EZB-Zinsentscheid – und nun?

Foto: Fürst Fugger Privatbank
Andrea Greisel: „Angesichts der insgesamt etwas unsicheren Gemengelage sollten Anleger über die Sommermonate hinweg von volatilen bis leicht fallenden Aktienkursen ausgehen und sich eher etwas vorsichtig positionieren.“

Erstmals seit 2019 hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen wieder gesenkt. Als eine der ersten Zentralbanken. Und das, obwohl sie ihre Zinsen erst vergleichsweise spät erhöht hatte. Mit Aussagen zu weiteren Zinserleichterungen hält sie sich jedoch zurück. Stattdessen wurden mögliche Erwartungen eher gedämpft.

Das ist auch gut so, meint Andrea Greisel, Portfoliomanagerin der Fürst Fugger Privatbank: „Die EZB tut gut daran, keine Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen zu schüren, denn die Risiken bleiben hoch.“ Nachdem die Inflation im Euroraum zuletzt wieder höher ausgefallen sei als erwartet, habe die EZB ihre Inflations- und Wachstumsprognosen für 2024 und 2025 leicht anheben müssen. Auch der anhaltende Lohndruck in Europa lasse die EZB vorsichtig agieren. Und die EZB dürfte für weitere Zinsschritte die Fed im Auge behalten, die ihrerseits die Zinswende noch etwas aufschieben müsse – nicht zuletzt wegen des starken US-Arbeitsmarkts.


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Andrea Greisel erwartet daher von der Fed keine Überraschungen: „Alle Marktteilnehmer sind sich einig, dass der amerikanische Leitzins vorerst unverändert bleiben wird.“ Ein „higher for longer“ scheine kurzfristig noch eingepreist zu sein und die Kapitalmärkte hielten sich erstaunlich gut. Die Lage sei jedoch angespannt. Fed und EZB würden daher weiter auf Sicht fahren, denn die Situation bleibe sehr datenabhängig und uneinheitlich. „Angesichts der insgesamt etwas unsicheren Gemengelage sollten Anleger über die Sommermonate hinweg von volatilen bis leicht fallenden Aktienkursen ausgehen und sich eher etwas vorsichtig positionieren“, rät Greisel.

Wer sich auf der Anleihenseite die einträglichen Renditen für die nächsten Jahre gesichert habe, könne an einer leichten Übergewichtung der Aktienseite festhalten und über den Sommer schwache Tage nutzen, um sie weiter auszubauen. Geografische Schwerpunkte sieht Greisel dabei in den USA und Europa: „Wir empfehlen, auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen günstigen europäischen Zyklikern und den unverwüstlichen großen US-Technologietiteln zu achten.“ Die Rückschlagrisiken hätten zwar auf kurze Sicht zugenommen, langfristig bleibe der Ausblick für die Aktienmärkte jedoch optimistisch – sowohl für die USA als auch für Europa.

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