Facebook-Chef Mark Zuckerberg will die Finanzwelt umkrempeln und hat eine neue globale Währung erfunden. Für Milliarden Nutzer weltweit – wie er hofft. Was es damit auf sich hat
Das Digitalgeld mit dem Namen Libra basiert ähnlich wie der Bitcoin auf der sogenannten Blockchain-Technologie, soll aber ohne Kursschwankungen auskommen. Facebook werde keinen Zugang zu den Transaktionsdaten haben, versicherte der für das Projekt zuständige Facebook-Manager David Marcus. Für Verbraucher soll Libra im kommenden Jahr verfügbar sein.
In der Anfangszeit dürfte das Digitalgeld vor allem für Überweisungen zwischen verschiedenen Währungen eingesetzt werden, sagte Marcus der dpa. Die Vision sei aber, die Libra schließlich zu einem vollwertigen Zahlungsmittel für alle Situationen zu machen.
Libra-Association soll Verbreitung fördern
Um das zu erreichen, hat Facebook eine Allianz geschmiedet, die Libra Association. Diese Allianz und nicht Facebook soll das Digitalgeld verwalten. Unter den aktuell 28 Mitgliedern sind die Finanzdienstleister Visa, Mastercard, Paypal und Stripe – was die Integration in Bezahlsysteme erleichtern dürfte. Mit an Bord sind unter anderem auch Vodafone und Ebay, die Reisebuchungs-Plattform Booking.com sowie der Musikstreaming-Marktführer Spotify und die Fahrdienst-Vermittler Uber und Lyft. Zum Libra-Start hoffe er auf mehr als 100 Mitglieder, sagte Marcus. Facebook werde keine Sonderrolle in der Organisation genießen, betonte er.
Facebook lässt keinen Zweifel daran, dass Libra am Ende eine globale Währung werden soll, mit der man genauso wie mit dem heutigen Geld alles und überall kaufen kann – egal, ob online oder in einem Laden.
Einfacher Tausch mit herkömmlichen Währungen
Für Verbraucher soll es einfach sein, das Geld zwischen Libra und anderen Währungen zu tauschen und Transaktionen damit zu machen. So soll man Libra-Überweisungen zum Beispiel direkt in Facebooks Chatdiensten WhatsApp und Messenger ausführen können. Mit einer Verknüpfung zum Bankkonto sollen Libra auch direkt auf dem Smartphone in andere Währungen umgetauscht werden können.
Zur Aufbewahrung und Nutzung von Libra werden verschiedene Anbieter digitale Brieftaschen, sogenannte Wallets, aufsetzen können. Facebook will nur einer von vielen Wallet-Anbietern sein, dafür gründete das Online-Netzwerk die Tochterfirma Calibra mit Marcus an der Spitze. „Facebook und Calibra werden keine besonderen Rechte oder Vorteile haben, obwohl wir den gesamten Quellcode für die Blockchain und die Transaktionen geschrieben haben“, sagte er. Facebook steht insbesondere nach dem Skandal um Cambridge Analytica unter massivem Druck, den Datenschutz zu verbessern.
Nutzer können in dem Libra-System unter Pseudonymen agieren und mehrere Zugänge haben. „Transaktionen enthalten keine Verbindung zur Identität der Nutzer in der realen Welt“, hieß es in einem Papier.
Die übliche Regulierung – also zum Beispiel Maßnahmen gegen Geldwäsche – werde auf Ebene der Wallets greifen, sagte Marcus. „Wir haben mit Regulierern rund um die Welt gesprochen.“ Für Unternehmen, die Gründungsmitglieder der Libra-Allianz werden wollen, wurde eine Hürde gesetzt: Sie müssen einen Marktwert von mindestens einer Milliarde Dollar oder mehr als 20 Millionen Kunden haben. Mitglieder müssen mindestens zehn Millionen Dollar investieren. (dpa-AFX)
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