„Faktoren sind im Grunde alles Techniken aus dem aktiven Management“, sagt Kaiser. Neu sei jetzt, dass die Faktoren über ETFs investierbar und rund um die Uhr handelbar sind. „Und zwar transparent und nachvollziehbar durch ein klar definiertes Regelwerk“, so Kaiser.
Das sei auch der große Vorteil gegenüber aktiven Managern, die sich auf einzelne Faktoren spezialisiert haben. „Dort sind die Kriterien häufig sehr schwammig“, sagt der Fondsmanager.
Als Einzel-Investment nicht geeignet
Eine Studie von Standard Life Investment aus dem vergangenen Jahr kommt zu dem Schluss, dass Smart-Beta-Produkte zwar nicht per se schlecht seien, aber nicht als ein Einzel-Investment taugen, mit dem dauerhaft der Gesamtmarkt geschlagen werden soll.
Es sei eher unrealistisch, von einer systematischen Strategie langfristige Outperformance zu erwarten. Vielmehr würden die Faktoren im Verlauf eines Zyklus unterschiedliche Ergebnisse relativ zum allgemeinen Markt liefern.
Der Wert liege somit darin, dass man sie als relativ günstige Bausteine für Portfolios verwenden könne, die dann aber wieder aktiv zusammengestellt werden müssten.
Inflation der Faktoren
Auch Jyske steht dem Trend des faktorbasierten Investierens durchaus kritisch gegenüber. Immer mehr vermeintlich nutzenbringende Faktoren entstehen, so Kirk. Doch der verstärkte Fokus auf Faktor-Investing unter Anlegern könnte den echten quantbasierten Strategien zunehmend das Leben schwer machen.
Viele der jetzt neu entdeckten Faktoren würden zudem keinen Mehrwert bieten. Im Gegenteil: „Die Investition auf der Grundlage dieser Faktoren ist nicht viel besser als das Werfen einer Münze“, sagt Kirk.
Autor Heino Reents ist Wirtschaftsjournalist aus Lüneburg.
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