Warum sich Factor Investing und Multi Asset ergänzen

Drittens ist wichtig, dass sie nur schwach untereinander, aber auch mit traditionellen Anlageklassen nicht oder nur gering korrelieren. Zudem ist es vorteilhaft, wenn sie über liquide Derivate abbildbar sind. Drei Faktoren erfüllen all diese Kriterien: Value, Momentum und Carry.

Die einzelnen Faktoren basieren idealerweise auf einfachen Kennziffern. Beim Faktor Momentum beispielsweise ist es –unabhängig von der Anlageklasse– die erzielte Performance über mehrere Zeiträume. Bei anderen Faktoren unterscheiden sich die Kennziffern je nach Anlageklasse. Nehmen wir als Beispiel den Faktor Carry. Bei Währungen zählt eine hohe Verzinsung, bei Aktien zum Beispiel die Eigenkapitalrentabilität.

Reine Faktor-Prämien über Long-Short-Ansatz

Um die geringe Korrelation zum Markt beizubehalten und möglichst reine Faktorprämien zu erzielen, bieten sich Long-Short-Strategien an. Wertpapiere oder Märkte mit einer starken Ausprägung des Faktors werden gekauft, während die mit geringer Ausprägung verkauft werden. Bei Momentum werden also Long-Positionen auf die bisherigen Outperfomer gebildet und Short-Positionen auf die Underperformer. Oder für den Faktor Carry werden hochverzinsliche Währungen gekauft und niedrig verzinste Währungen verkauft.

Um das Potenzial von Faktor-Investing im Multi-Asset-Bereich voll auszuschöpfen, müssen die Asset Manager, nachdem sie die optimalen Anlageklassen und Faktoren ausgewählt haben, diese in ein diversifiziertes Portfolio mit möglichst hoher risikobereinigter Rendite überführen.

Kein Market-Timing

Ein Market-Timing der Gewichtung der Anlageklassen und Stilfaktoren könnte die Performance steigern, jedoch birgt ein solcher Ansatz auch enorme Gefahren. Über- oder Untergewichtung können falsch gewählt und die Performance statt gesteigert geschmälert werden. Um ein solches Risiko zu eliminieren, verzichtet beispielsweise der HSBC GIF Multi-Asset Style Factors Fonds auf Market-Timing.

Stattdessen wird zwischen den verschiedenen Faktoren eine Balance hergestellt. Es erfolgt eine Gleichgewichtung des Risikos auf Faktorebene und ebenfalls auf Ebene der Anlageklassen. So lassen sich langfristig absolute Erträge erzielen, die über geringe Korrelationen zur Diversifizierung des Gesamtportfolios beitragen können.

Jörg Westebbe ist Leiter des Wholesale Business, HSBC Global Asset Management (Deutschland)

Foto: HSBC

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe zum Thema Factor Investing, hier kommen Sie zu den schon veröffentlichten Beiträgen:

Factor Investing: Das müssen Investoren beachten

Mehr Rendite mit weniger Volatilität

Warum langweilige Aktien die Rendite steigern

Value ist immer auch Growth

Momentum: Haben Sie starke Nerven?

Stabilität im Anleihen-Portfolio durch Qualitätsfaktoren

Warum Sie auf Small Caps setzen sollten

So funktionieren Carry-Strategien

Smart-Beta-ETFs: Aktiv oder Passiv

Warum werden Smart-Beta-ETFs immer beliebter?

So funktionieren Enhanced-Indexing-Strategien

So funktioniert Factor Investing bei Anleihen

Factor Investing: Zu viel Marketing-Wunschdenken

Factor Investing: „Value ist keine Risikoprämie“ 

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