Gerne wird an dieser Stelle mit dem Kaufkraftabfluss argumentiert. Doch seien wir ehrlich: wer im Jahr 2014 immer noch der Meinung ist, dass mit der Ansiedlung einer Einzelhandelsdestination ein weißer Flecken auf der Landkarte mit glücklichen Konsumenten verschwindet, verschließt die Augen vor dem Wettbewerb der sich mehr denn je durch Verdrängung kennzeichnet.
Ikea in der Innenstadt von Hamburg Altona, Karstadt stirbt – es ist deshalb gerade eine klassische Angstdiskussion welche geführt wird mit dem Argument der Gleichsetzung von Angebotsstrukturen in einer Innenstadt und einem FOC. Beide sind kaum vergleichbar.
Ferner lassen die Kritiker einen Aspekt völlig außer Acht: die so genannten Direktvertriebsstätten wie zum Beispiel Fabrikverkäufe. Sie stellen bereits heute eine wesentliche Vorstufe der Vertriebspolitik der Produzenten dar. Sei es die berühmte „Fischhalle“ von WMF in Geislingen, die Adidas- und Pumawelt in Herzogenaurach oder „Hugo Boss“ im württembergischen Metzingen. Diese Stadt ist geradezu Sinnbild für die Fokussierung auf diesen Vertriebskanal geworden.
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Erweiterung der Investitionspalette
Das lockt natürlich Investoren an, aus zweierlei Gründen: Erweiterung der Investitionspalette im Segment Retail und strukturell höhere Renditen. Doch werden diese wirklich fündig? In den europäischen Unterschieden lassen sich exemplarisch die Genehmigungspraxis bzw. die Vorbehalte ablesen.
Während in Italien dieser Objekttyp mehr als sinnvolle Bereicherung der Einkaufsmöglichkeiten gesehen wird, sind die Vorbehalte und gesetzlichen Widerstände in Deutschland noch immer außerordentlich hoch.
Die wenigen Existierenden befinden sich dementsprechend auch in Lagen, die man denn auch eher als Ausflugsziel denn als integriert bezeichnen möchte – noch. Ausnahmen hier: Wolfsburg und Bad Münstereifel. Doch etliche Strukturen werden auch in Deutschland hoffentlich aufbrechen.
Dr. Thomas Beyerle ist Managing Director und Leiter der Researchabteilung bei der Catella Property Valuation GmbH.
Foto: Christian Daitche