Eines Ihrer Verbandsziele ist die Interessenvertretung gegenüber Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden. Um welche Fragestellungen geht es hierbei konkret?
Wir glauben, dass durch den Wildwuchs im Finanzdienstleistungsmarkt, was die Neugründungen von Family Offices in den letzten Jahren anbelangt, die Bafin kein klares Bild davon hat, was ein Family Office eigentlich ist und wie es sich von einem erlaubnispflichtigen Finanzdienstleister abgrenzt. Und das ist kein Vorwurf – der Begriff Family Office ist weiterhin weder inhaltlich noch institutionell definiert oder geschützt.
Hierdurch wächst die Sorge nicht nur der Multi Family Offices, sondern auch die der derzeit noch aufsichtsrechtlich privilegierten Single Family Offices, dass sich die Regulierung für sie künftig deutlich verschärfen könnte. Der Vufo verfolgt letztlich die gleichen Ziele wie der Gesetzgeber beziehungsweise die Aufsichtsbehörde: Nämlich den Schutz von Privatvermögen vor schädigendem Eigeninteressen-motiviertem Fehlverhalten von unqualifizierten oder unseriösen Finanzdienstleistern.
Ein Family Office hat ja insbesondere auch genau diese Funktion, seine Familie(n) als deren uneigennützige Interessenvertreter gegen – auch durch Dritte verursachte –Vermögensverluste zu schützen und das Vermögensmanagement zu professionalisieren. Und bei dieser Aufgabe will der Vufo seine Mitglieder unterstützen. Dies sollte eine stabile Grundlage für einen sehr fruchtbaren Dialog zwischen Bafin und Vufo darstellen, der zu einem gemeinsamen und einem gegenseitige Verständnis führen sollte.
Was steht für den Vufo als Nächstes auf der Agenda?
Im Herbst werden die Mitglieder über die ersten Unterstützungsmaßnahmen der Forschungsarbeiten der Institute und Lehrstühle einzelner Hochschulen entscheiden, die sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit family-office-relevanten Themen beschäftigen.
Wir fördern den Dialog der über ganz Deutschland verteilten Mitglieder sowohl durch zwei größere und recht prominent besetzte Veranstaltungen im Jahr als auch die Formierung von Regionalkreisen, in denen die Mitglieder sich gegenseitig sehr intensiv mit Fachleuten über Themen austauschen können, die ihnen beim Betrieb des Family Offices besonders am Herzen liegen. Dies können Fragen der Vermögensallokation wie auch der optimalen Personalrekrutierung sein. Aber und auch die Kontaktaufnahme zur Bafin steht recht weit oben auf der Agenda.
Interview: Julia Böhne
Foto: WSH Deutsche Vermögenstreuhand