Der starke Anstieg von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren hat allerdings auch mit einer Gesetzesänderung zu tun, wie das Amt am Mittwoch in Wiesbaden erklärte. 2017 war der Begriff Pflegebedürftigkeit weiter gefasst worden.
Seither werden mehr Menschen als pflegebedürftig eingestuft als zuvor. Außerdem wurden rund 160.000 Personen mit Anspruch auf Leistungen nach dem Pflegegrad 1 bisher nicht erfasst. Auch darauf ist ein Teil des Anstiegs zurückzuführen, wie die Statistiker erklärten. Bei Pflegegrad 1 gibt es kein Pflegegeld, sondern nur Sachleistungen.
Pflegebedürftige werden überwiegend zu Hause versorgt
Etwa fünf von sechs Pflegebedürftigen (84 Prozent oder 4,17 Millionen) wurden den Angaben zufolge im Dezember 2021 zu Hause versorgt. Davon erhielten 2,55 Millionen Pflegebedürftige ausschließlich Pflegegeld und wurden überwiegend durch Angehörige gepflegt. Weitere 1,05 Millionen Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten und wurden zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflege- und Betreuungsdienste versorgt. Zu Hause versorgt wurden zudem weitere 0,56 Millionen Pflegebedürftige im Pflegegrad 1.
Rund ein Sechstel der Pflegebedürftigen (16 Prozent oder 0,79 Millionen) wurde in Pflegeheimen vollstationär betreut. Im Vergleich zu Dezember 2019 sank die Zahl der vollstationär versorgten Pflegebedürftigen um 3 Prozent (-25.000).
Dagegen wurden gut ein Viertel (+26 Prozent oder 858.000) mehr Menschen zu Hause gepflegt. Die Zahl der durch ambulante Dienste betreuten Pflegebedürftigen stieg in diesem Zeitraum um 6,5 Prozent (+64.000), die Zahl der überwiegend durch Angehörige versorgten Pflegebedürftigen stieg um gut ein Fünftel (+21 Prozent) oder 437.000.
Jeder dritte Pflegebedürftige über 85
Jeder dritte Pflegebedürftige war 85 Jahre oder älter. Insgesamt waren 79 Prozent der Pflegebedürftigen älter als 65 Jahre. Die Mehrheit der Pflegebedürftigen war wegen der höheren Lebenserwartung weiblich. Je höher als Alter, desto höher das Risiko der Pflegebedürftigkeit: Während zwischen 70 und 74 Jahren nur rund neun Prozent der Bevölkerung pflegebedürftig waren, waren es bei den über 90-Jährigen 82 Prozent.
Die meisten Betroffenen hatten Ende 2021 Pflegegrad 2 (40,8 Prozent). Pflegegrad 3 für stärkere Pflegebedürftigkeit wurde in 28,5 Prozent der Fälle zuerkannt. 13,4 Prozent der Pflegebedürftigen hatten Ende 2021 Pflegegrad 1; hier gibt es kein Pflegegeld sondern nur Sachleistungen. (dpa-AFX/Destatis/IhreVorsorge)