Ein Grundproblem für die PIGS besteht darin, dass für die Budgetsanierung drastisches Sparen erforderlich wäre, doch würde dies unweigerlich zu starken Wachstumseinbrüchen führen. Die damit verbundenen Steuermindereinnahmen kompensieren wiederum einen Großteil der Einsparungen – als Ergebnis fällt der Netto-Sanierungseffekt viel schwächer aus als erhofft.
Da die Länder mit der Euro-Einführung die eigene Notenbankkompetenz aufgegeben haben, sind viele sonst übliche Lösungsoptionen versperrt, wie sie etwa den USA, Großbritannien oder Japan zur Verfügung stehen – beispielsweise Währungsabwertungen oder die Staatsfinanzierung über die Notenpresse.
Für den Euro ist dies eine sehr ernste Bewährungsprobe. Ob er sie besteht, wird stark vom Willen und der Fähigkeit der Politik abhängen, gemeinsam an einem europäischen Strang zu ziehen und in den einzelnen Ländern erforderliche unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen beziehungsweise durchzuhalten. Die Eurozone dürfte angesichts dieser Entwicklungen insgesamt nur relativ schwach wachsen und die EZB bei der „Normalisierung“ der aktuell sehr niedrigen Zinssätze stark eingeschränkt sein. Beides spricht gegen anhaltende größere Aufwärtsbewegungen des Euro – immerhin ist dies für europäische Exporteure und deren Aktienkurse gewiss ein positiver Aspekt.
Mag. Gernot Mayr ist Senior Fondsmanager im Bereich Global Fixed Income bei der österreichischen Raiffeisen Capital Management
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