Faszination Chalets – von der Berghütte zur Premiumresidenz

Wohn- und Essbereich in Chalet in den Bergen
Foto: Von Poll Immobilien
Oft dienen Chalets nicht nur als Rückzugsort, sondern als Treffpunkt für die ganze Familie.

Wie sich der Markt für Chalets entwickelt hat, woher die meisten Kaufinteressenten kommen und was es beim Erwerb eines Chalets zu beachten gibt, erläutert Daniel Ritter, Von Poll Immobilien.

Ein abgelegenes, gemütliches Holzhaus mit Kamin inmitten einer verschneiten Winterlandschaft – spätestens seit dem Video zum Wham-Weihnachtsklassiker „Last Christmas“ aus dem Jahr 1984 haben wohl die meisten Menschen ein konkretes Bild vor Augen, wenn sie den Begriff Chalet hören. Auch wenn sich sowohl die Ausstattung als auch die Nutzung solcher Chalets über die Zeit hinweg stark verändert haben, so hat diese Objektart in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erfahren.

Das Wort Chalet stammt aus dem Französischen und bezeichnet – auch wenn das zunächst verwundern mag – eine einfache Hütte. Ursprünglich lagen diese Hütten direkt auf der Alm und dienten als Beherbergung für Hirten und Bauern, die in der Region lebten und arbeiteten. Dabei waren besagte Sennhütten alles andere als komfortabel. Sie waren meist einstöckig mit niedrigen Decken, kleinen Fenstern und boten dementsprechend wenig Platz. Auch eine Zentralheizung gab es zu damaligen Zeiten nicht, weshalb die meisten Almhütten stattdessen mit Kachelöfen ausgestattet waren. Im Laufe der Zeit rückten Chalets immer weiter in den Fokus der wohlhabenderen Gesellschaftsschichten, die sie als naturnahen Rückzugs- und Erholungsort nutzten. Was über die Jahre hinweg jedoch geblieben ist, ist das charakteristische Aussehen. Noch heute zeichnen sich Chalets durch ihre traditionelle, massive Bauweise aus Holz, das flache Satteldach sowie den ausladenden Dachüberstand aus.

Der Markt für Chalets im Wandel

Das Angebot an sogenannten Chalets hat sich zuletzt sichtlich nach oben entwickelt – insbesondere in den vergangenen zwei bis drei Jahren aufgrund der Pandemie und des Brexits. Davor kamen kaum hochwertig ausgestattete Chalets auf den Markt. Einer der Treiber war der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Immerhin waren Chalets für viele Briten das Reiseziel Nummer eins im Skiurlaub und die beliebten Alpenhütten oftmals in britischer Hand. Die angebotenen Pauschalreisen mit Rundum-Versorgung inklusive britischem Personal vor Ort boomten. Die Reisen waren günstig, vor allem aufgrund der eingesetzten Saisonkräfte von den britischen Inseln. Mit dem Brexit funktionierte dieses Geschäftsmodell jedoch nicht mehr, da die Saisonkräfte nun dem lokalen Mindestlohn sowie den Versicherungsabgaben des Ziellandes unterlagen und gegebenenfalls auch noch ein Arbeitsvisum benötigten. Das Prozedere, Personal zu finden war aufwändiger und kostete mehr Geld.

Zudem fiel der Brexit Anfang 2021 mit der Corona-Pandemie und deren Reiserestriktionen zusammen, was den Markt nahezu völlig zum Erliegen brachte. Viele britische Anbieter mussten Insolvenz anmelden und haben sich entschlossen zu verkaufen. Folglich gibt es mancherorts ein größeres Angebot an Chalets auf dem Immobilienmarkt. Auch die Nachfrage nach solchen Immobilienarten ist – vor allem durch das veränderte Bewusstsein zum Thema Wohnen während der Pandemie – gestiegen. Kaufinteressenten suchen nach mehr Ruhe und Privatsphäre und nach weniger sozialen Kontakten – also all das, wofür ein Chalet im Alpenraum steht.

Allerdings kann das vorhandene Angebot der gestiegenen Nachfrage noch nicht überall standhalten. Peer Hessemer, Geschäftsstellenleiter bei Von Poll Immobilien Oberallgäu in Kempten, berichtet beispielsweise von einem eher knappen Angebot in seiner Region. Die meisten Chalets finden sich dort in den beliebten Ferienregionen um Oberstdorf, der Hörnergruppe sowie Oberstaufen. Am Standort in Reutte in Österreich ergibt sich laut unserem Lizenzpartner Sebastian Kleinloff ein ähnliches Bild. Hinzukommt, dass lediglich acht Prozent aller Gebäude in Tirol als Zweitwohnsitz genehmigt werden dürfen. Das stellt so manchen Interessenten, der ein Chalet als Ferienimmobilie erwerben will, vor Herausforderungen.

Am meisten vertreten in der Region um Reutte sind Chalets in Berwang, Lechtal, Ehrwald sowie Seefeld. In Kitzbühel jedoch, das ebenfalls in Tirol liegt, gibt es ein weitaus größeres Angebot an Chalets. Dort können über 80 Prozent der Immobilien als Chalets beziehungsweise – wie dort üblich – als „Tiroler Landhäuser“ bezeichnet werden, wie Andreas Paas, der den hiesigen Von-Poll-Immobilien-Shop leitet, bestätigt. Dieses Phänomen ist wohl darauf zurückzuführen, dass Kitzbühel schon seit jeher zu den beliebtesten und exklusivsten Skigebieten weltweit zählt und die Nachfrage nach Chalets dort folglich schon immer auf einem höheren Niveau lag. Schließlich sind Ski-Chalets, die direkt an der Piste liegen, für jeden Wintersportler das Nonplusultra.

Nachfrage vor allem bei deutschen Kaufinteressenten hoch

Auch die Baubranche hat den Trend hin zum Chalet erkannt, weshalb es immer mehr Bauprojekte gibt, um auf die gestiegene Nachfrage zu reagieren. Stellenweise entstanden sogar ganze Chalet-Dörfer. Aufgrund der hohen Nachfrage haben auch die Preise angezogen – die meisten Chalets sind mittlerweile im Hochpreissegment einzuordnen. Von der einst spartanisch eingerichteten Almhütte ist nicht viel geblieben. Heutige Chalets sind eher als eine Art moderne und luxuriöse Interpretation der klassischen Sennhütte zu verstehen. Die traditionelle Chalet-Architektur wird demnach mit zeitgenössischen Elementen kombiniert.

Unsere Geschäftsstellenleiter und Lizenzpartner vor Ort, die derartige Chalets in ihrem Repertoire haben, verzeichnen eine große Käuferklientel aus Deutschland. Lediglich Von Poll Immobilien Reutte stellt zusätzlich eine rege Nachfrage von Kaufinteressenten aus den Beneluxländern fest. Bezüglich der Nutzung sind sich die meisten Käufer einig – sie erwerben das Chalet hauptsächlich zur Selbstnutzung, also als Ferienimmobilie beziehungsweise Zweitwohnsitz oder Erstwohnsitz. Des Weiteren gibt es auch immer mehr Pensionäre, die sich für ein Chalet als permanenten Altersruhesitz entscheiden.

Oft dienen die Chalets nicht nur als Rückzugsort, sondern als Treffpunkt für die ganze Familie – insbesondere zu Feiertagen oder in der Ferienzeit. Dabei beschränkt sich die Nutzung eines Chalets keinesfalls nur auf die kalten Monate. Während die schneereiche Winterzeit zu gemütlichen Stunden vor dem warmen Kamin einlädt und dann Wintersportler natürlich voll auf ihre Kosten kommen, punkten auch die anderen Jahreszeiten mit ihrem ganz individuellen Charme. So lassen sich beispielsweise im Herbst hervorragend ausgedehnte Wanderungen durch die bunt gefärbten Wälder unternehmen. Im Frühling und Sommer stehen sportliche Aktivitäten wie Mountainbiking, Klettern, Wandern oder Spazieren hoch im Kurs. Egal also, ob zur sportlichen Betätigung oder zur reinen Erholung – ein Chalet ist eine Investition, die sich das ganze Jahr über nutzen lässt, nicht nur saisonal.

Vor dem Erwerb eines Chalets gibt es allerdings einen Punkt, der besonderer Beachtung bedarf. Wie zuvor bereits erwähnt, gibt es in manchen Regionen inzwischen strikte Regeln und Vorgaben, was den Erwerb eines Zweitwohnsitzes angeht. Kaufinteressenten sollten sich also vorab eingehend von einem Immobilienexperten vor Ort beraten und genau über die dortige Rechtslage aufklären lassen. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Kauf am Ende reibungslos verläuft beziehungsweise die Käufer überhaupt dazu berechtigt sind, die Immobilie gegebenenfalls als Zweitwohnsitz zu nutzen.

Autor Daniel Ritter ist geschäftsführender Gesellschafter bei Von Poll Immobilien.

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