Das Analysehaus Franke und Bornberg hat zum achten Mal das Regulierungsverhalten der BU-Anbieter unter die Lupe genommen. Insgesamt zehn BU-Versicherer, darunter die Top-Vier-Anbieter im Markt, stellten sich der neuen Untersuchung und ließen sich bei den Leistungsfällen vor Ort in die Bücher schauen. Nach Angaben von Franke und Bornberg stehen die Gesellschaften für 60 Prozent des BU-Marktes. Insofern ist die Untersuchung des hannoverschen Analysehauses durchaus aussagekräftig. Untermauert werden die Daten durch Best-Practice-Beispiele für kundenorientierte Abläufe in der BU-Regulierung.
„Diese Versicherer haben nichts zu verbergen. Sie setzen auf Transparenz in der BU-Leistungsprüfung“, lobt Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg. „Transparenz schafft Vertrauen, und das ist für die Assekuranz ein hohes Gut. Je mehr Unternehmen diese Offenheit praktizieren, umso besser“, zeigt sich Franke und Bornberg-Geschäftsführer Michael Franke überzeugt.
Welche Krankheiten machen berufsunfähig?
Die neue Untersuchung zeigt: Die Psyche ist mit 28,44 Prozent inzwischen der größte Auslöser für Berufsunfähigkeit. Zusammen mit Krankheiten am Bewegungssystem stellt sie gut die Hälfte aller anerkannten BU-Fälle im Jahr 2022. Unfälle hingegen sind mit 3,38 Prozent eher selten am Entstehen einer BU beteiligt. Fast jede fünfte Berufsunfähigkeit (19,48 Prozent ) ist auf bösartige Neubildungen, also Krebs, zurückzuführen.
Die Untersuchung zeigt, dass Frauen besonders oft von psychischen Erkrankungen betroffen sind. 2022 geht jede dritte Berufsunfähigkeit bei Frauen auf die Psyche zurück. Im Vergleich zur gesetzlichen Erwerbsminderungsrente ist dieser Wert niedrig: Dort waren psychische Krankheiten sogar für 48,5 Prozent aller Anerkennungen des Jahres 2022 verantwortlich. Krebs ist für Frauen der zweithäufigste Auslöser für eine BU-Rente. Jede vierte BU geht bei ihnen auf Krebs zurück.
Bei Männern ist Krebs nur für gut 17 Prozent der BU-Fälle verantwortlich. Männer werden überproportional häufig wegen Krankheiten des Muskel-Skelettsystems berufsunfähig. Von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit BU-Folge sind Männer ebenfalls häufiger betroffen als Frauen.
Wie verteilen sich Anerkennung und Ablehnung einer BU?
Über alle Krankheiten hinweg fallen 2022 78,04 Prozent und damit etwa vier von fünf Entscheidungen zugunsten der Versicherten aus. Damit bleibt die Quote im Vergleich zu den Vorjahren stabil, zeigt die Analyse. Für Ablehnungen gibt es laut Franke und Bornberg vor allem medizinische Gründe. Bei 58,6 Prozent aller Ablehnungen wurde der vertraglich vereinbarte BU-Grad nicht erreicht. Anfechtungen und Rücktritte folgen mit 20,41 Prozent als zweitwichtigste Ursache.
Für die Anerkennungsquote spielt die jeweilige Krankheit eine wichtige Rolle. So werden 95 Prozent aller Anträge wegen Krebs anerkannt. Bei psychische Leiden gibt es hingegen nur in 72,5 Prozent der Fälle eine Leistungsanerkennung. Im Vergleich zur Vorjahresuntersuchung ist laut F&B der Anteil der positiven Entscheidungen bei Psyche aber um rund drei Prozentpunkte gestiegen. Trotzdem haben die Mitarbeiter in den Leistungsabteilungen nach wie vor Schwierigkeiten, eine psychische Erkrankung, ihre Folgen für die berufliche Tätigkeit und die weitere Prognose einschätzen zu können, konstatiert F&B.
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