Die US-amerikanische Federal Reserve (Fed) hat als erste große Notenbank einen Richtungswechsel eingeläutet. Das sagt Johannes Müller, Chefökonom bei der Deutschen Asset & Wealth Management in Frankfurt. Sorgen bereitet es ihm nicht.
Müller meint, dass in den vergangenen Wochen die Finanzmärkte nach einem halben Jahrzehnt sinkender Zinsen daran erinnert worden seien, dass die Notenbanken die „geldpolitischen Zügel“ in nicht allzu ferner Zukunft auch wieder straffen könnten: „In den USA schreitet die konjunkturelle Erholung fort, wenn auch immer noch mit einem im historischen Vergleich sehr moderaten Tempo. Gegenüber dem vor der Krise erreichten Höchststand fehlen immer noch zwei Millionen Arbeitsplätze, und die zusätzlichen Konjunkturspritzen in Form negativer Zinsen sind nicht mehr gerechtfertigt. Genau das steht hinter den jüngsten Informationen, die wir von der amerikanischen Notenbank erhalten haben.“
Konjunkturspritze light
In einem ersten Schritt wird die Fed Müller zufolge ihre zusätzlichen Konjunkturspritzen zurückführen, indem sie die regelmäßigen Anleihekäufe reduziert.
„Naturgemäß führt eine sinkende Nachfrage von Seiten der Notenbank zu Kursrückgängen, zum Beispiel bei Staatsanleihen. Die Renditen sind auch schon entsprechend gestiegen – die zehnjährigen US-Staatsanleihen rentieren inzwischen mehr als einen Prozentpunkt höher als noch im Mai“, weiß der Chefökonom.
Dieser Prozess markiere den Anfang einer Rückkehr zur Normalität an den Finanzmärkten, so Müller. Eine Rückführung der Anleihekäufe in den kommenden Monaten bedeute jedoch nicht, dass die Fed auch sofort die Zinsen erhöhen wird.
Müller weiter: „Bildlich gesprochen steht die Fed kurz davor, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Dass Bernanke & Co. auf die Bremse treten, ist hingegen bis auf weiteres nicht zu erwarten.“ (mr)
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