„Fed nicht alleine für Schwellenländer-Absturz verantwortlich“

Nach Meinung von Devan Kaloo, Head of Emerging Markets bei Aberdeen Asset Management, ist die Schwächephase in den meisten Schwellenländern nur temporär. Es bleibe jedoch die Schlüsselfrage, ob und wie die Volkswirtschaften die Verknappung und Verteuerung des Kapitals verkraften.

Istanbul: Die Türkei war das erste Schwellenland, das mit einer drastischen Erhöhung des Leitzinses auf den Währungssturz reagiert hatte.

„Für die derzeitigen Verluste an den Schwellenländermärkten können nicht nur die jüngsten Entscheidungen der US-Notenbank (Fed) verantwortlich gemacht werden, denn ihre Performance liegt bereits seit drei Jahren hinter derjenigen der Industrieländerbörsen, wohingegen die Gerüchte um eine Drosselung der quantitativen Lockerungsmaßnahmen der Fed die Anleger erst seit Mai letzten Jahres beschäftigen“, so Devan Kaloo.

Darüber hinaus drückten die Abkühlung der chinesischen Konjunktur und die seit Jahren rückläufige Rentabilität der Schwellenländerunternehmen auf die Anlegerstimmung. Dennoch hätten die fundamentalen Argumente für die Anlageklasse noch immer Bestand.

Kapital wird teurer und knapper

Es stelle sich nun die Frage, wie die Schwellenländer damit umgehen können, dass Kapital sowohl knapper als auch teurer wird. „Die Schwellenländerwährungen sind jetzt günstiger, so dass die Exporte erneut anziehen könnten, während die höheren Zinsen das Binnenwachstum und die Importe drosseln werden. Dies könnte sich positiv auf die Leistungsbilanzen auswirken, so dass die Währungen gestützt werden und die Zinsen wieder sinken könnten“, erläutert der Schwellenland-Experte von Aberdeen Asset Management.

Zudem riefen die Erzeugnisse der letzten Monate der Politik in Erinnerung, dass es globales Kapital zu mobilisieren gilt, was sie dazu veranlassen könnte, weitere Reformen innerhalb der Schwellenländer voranzutreiben. Denn die Rentabilität vieler Unternehmen aus Schwellenländern sind gesunken, da sie mit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und dem Druck auf die Margen im Gefolge von Kostensteigerungen zu kämpfen gehabt hätten.

Im Gegensatz dazu konnten die Unternehmen in den Industriestaaten, insbesondere in den USA, ihre Rentabilität wahren, da sie die Kosten rigoros gesenkt und umfangreiche Aktienrückkaufprogramme umgesetzt haben, so Kaloo.

Seite zwei: Schwellenländer vor Herausforderungen

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