Fed bald am Ziel?

Gebäude der US-Notenbank Fed in Washington
Foto: Shutterstock
Die Herausforderungen für die Fed werden wohl kleiner.

Wie allgemein erwartet, erhöhte die US-Notenbank die Leitzinsen um „nur“ 25 Basispunkte, also weniger aggressiv als die 50 Basispunkte zuletzt. Weitere Anzeichen einer abkühlenden Inflation waren jedoch höchstwahrscheinlich nicht der Hauptgrund für diesen Schritt.

Die Arbeitsmärkte sind nach wie vor sehr angespannt, und in bestimmten Wirtschaftssektoren übersteigt die Nachfrage noch immer das Angebot. Wir denken, dass wahrscheinlich die oft zitierte Verzögerung von drei bis vier Quartalen, mit der sich die Geldpolitik auf die Wirtschaft tendenziell auswirkt, der Hauptgrund war, auf der ersten Sitzung im Jahr 2023 weniger zu tun. Dies gewinnt insofern an Bedeutung, da der Start des aktuellen Zinserhöhungszyklus vor circa neun Monaten begonnen hat.

Das obligatorische Statement spiegelt diese Sicht der Fed wider. Entgegen einigen Spekulationen änderten die Zentralbanker ihren Ausblick für weitere Zinserhöhungen nicht: Die Formulierung „weitere Erhöhungen werden angemessen sein“, blieb unangetastet und signalisiert die Bereitschaft zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik. Trotz dieser – zu Recht – falkenhaften Haltung ist das derzeitige Zinsniveau von 4,50 bis 4,75 nicht weit von dem oft geäußerten Wunsch von „über 5 Prozent“ entfernt. In der Pressekonferenz nannte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell den „Elefanten im Raum“ erneut beim Namen: ein „extrem angespannter Arbeitsmarkt“, der „kontinuierlich aus dem Gleichgewicht gerät“. Powell fügte hinzu, dass die Inflation nach wie vor zu hoch sei und dass die Fed noch einige Zeit restriktiv bleiben müsse.

Damit hat der Fed-Vorsitzende Jerome Powell die Markterwartungen hinsichtlich einer baldigen Wende zu niedrigeren Zinsen zwar erneut zurückgewiesen, blieb jedoch der Dezember-Einschätzung treu, dass die Zinsen bald nicht weiter erhöht werden müssten. Dies entspricht unseren Erwartungen. Wir gehen zwar nicht davon aus, dass die Notenbanker bereits im März dazu bereit sein werden, eine Pause einzulegen. Aus heutiger Sicht erwarten wir eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte. Trotzdem ist zu bedenken, dass ein anhaltender Abschwung der Wirtschaftstätigkeit die Situation danach verändern könnte. Dies könnte dann für eine Pause in der Mai-Sitzung sprechen. Bevor die Notenbanker irgendwann tatsächlich zu einer Zinssenkung bereit sein könnten, müssten wir allerdings eine deutliche Entspannung auf den Arbeitsmärkten sehen. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass dies erst Anfang 2024 der Fall sein könnte.

Autor Christian Scherrmann ist US-Volkswirt bei der DWS Group.

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