Im Vergleich zu den USA hinkt Europa der Entwicklung weiter hinterher. Mario Draghi hat vier Kriterien hinsichtlich der Inflationsentwicklung genannt, die nachhaltig und gleichzeitig erfüllt sein müssen, um eine Veränderung der Geldpolitik zu rechtfertigen. „Nach unseren Projektionen sind diese Kriterien zurzeit noch nicht erfüllt, und es spricht auch nur wenig dafür, dass es Ende 2017 soweit sein wird“, fasst Laurence Boone die Einschätzung der Experten zusammen. Sie hält allerdings eine leichte Zinserhöhung im Juni nicht für ausgeschlossen. Für eine nachhaltige Normalisierung der Zinsen müsse allerdings zunächst das Tapering, also die Reduktion der Anleihekaufprogramme, abgeschlossen sein – ein Prozess, der sich schrittweise bis Ende 2018 hinziehen dürfte. 2019 sei dann mit Zinserhöhungen zu rechnen.
Stabiler Euro-Dollar-Wechselkurs erwartet
Da sich am Verhältnis der Geldpolitiken auf beiden Seiten des Atlantiks nichts grundsätzlich ändere, rechnet Boone auch mit einem grundsätzlich stabilen Euro-Dollar-Wechselkurs. In jedem Fall sei die behutsame Normalisierung – zusammen mit der Entwicklung der politischen Risiken, die nach den jüngsten Wahlen in Frankreich zurückgegangen sind – ein gutes Signal für die Märkte. Das gelte insbesondere für Aktien und kurzlaufende High-Yield-Anleihen. „Eine risikoreichere Allokation mit einem gewissen Schwerpunkt in Europa ist noch immer angebracht“, so die Expertin. (fm)
Foto: Shutterstock