Detaillierter über die Inflationsentwicklung spricht Carsten Mumm, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Privatbank Donner & Reuschel: „Die seit Mai anhaltende Seitwärtsbewegung der Inflationsrate in der Eurozone zwischen 1,3 und 1,5 Prozent ist auch im August erkennbar.“ Der wiedererstarkte Euro wirke sich dämpfend auf den Anstieg der Importpreise aus und stehe dem Ziel der EZB –einer Inflationsrate von zwei Prozent– im Weg.
„In den USA zeigt seit September 2016 der vom Conference Board ermittelte Index für US-Frühindikatoren eine steigende Tendenz. Vor allem beim US-Einkaufsmanager- und Zinsumfeld-Index ist seit mehreren Monaten eine kräftige Aufwärtsbewegung erkennbar. Konträr hierzu gab der Teilindex für US-Baugenehmigungen zuletzt einen negativen Impuls“, so Mumm.
Ende der lockeren Geldpolitik
Insgesamt erwarte er, dass sich die Entwicklung der Vormonate mit abnehmender Dynamik fortsetze. „Etwaige Auswirkungen der Wirbelstürme werden erst in den September-Werten integriert sein“, sagt Mumm.
Auch Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege bei BlackRock erwartet das Ende der lockeren Geldpolitik der Fed: „In Washington D.C. wird die US-Notenbank wohl das letzte Kapitel zum Thema ultralockere Geldpolitik aufschlagen. Mit der voraussichtlichen Verkündung des Beginns der Bilanzreduzierung steht auch den Rentenmärkten jenseits des Atlantiks in diesem Herbst noch einmal ein Test bevor.“
Die Politik sei gut berechenbar, daher würden sich die negativen Auswirkungen auf US-Treasuries in Grenzen halten, das Vorhaben sei zudem bereits größtenteils eingepreist. Deshalb vermutet Hermann: „Marktteilnehmer werden daher eher gespannt Zwischentönen Yellens zum geplanten Pfad der zukünftigen Zinspolitik lauschen.“
Diskrepanz zwischen Markterwartung und Fed-Politik
„Bis Ende 2018 stellt die US-Notenbank laut ihrer „Dot-Plots“ vier weitere Anhebungen in Höhe von 25 Basispunkten in Aussicht. Der Markt rechnet eher nur mit einer. Diese Diskrepanz birgt Sprengstoff, da Investoren die Entschlossenheit der US-Notenbank trotz der verhaltenen Inflationsdynamik unterschätzen könnten“, sagt Hermann.
Er ergänzt: „Rückblickend hatten zu Jahresbeginn wohl auch nur wenige damit gerechnet, dass die Fed in 2017 zweimal (womöglich sogar dreimal) die Zinsen anhebt und zudem auch noch die Bilanzreduzierung auf den Weg bringt. Sollte die Fed ihren Plan auch in 2018 derart stringent durchziehen, besteht für US-Renditen kaum noch Spielraum nach unten.“ (kl)
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