97,1 Prozent – So hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinssätze der US-Notenbank Ende 2023 höher ausfallen werden als heute, so wie es die Spekulationen am Derivatemarkt vorhersagen. Im Januar lag die Wahrscheinlichkeit noch bei unter 19,9 Prozent. Da die Erwartungen für höhere US-Zinsen sprunghaft angestiegen sind, ist der Goldpreis um mehr als 100 US-Dollar pro Unze gesunken und von einem Neun-Monats-Hoch auf ein Zwei-Monats-Tief gefallen.
Nach den unerwartet guten US-Arbeitsmarkt-, Inflations- und Einzelhandelszahlen geht nach Angaben der Derivatebörse CME inzwischen fast jeder zweite Spekulant davon aus, dass sich die in diesem Monat erfolgte Zinserhöhung um 0,25 Basispunkte noch vor Weihnachten mindestens dreimal oder öfter wiederholen wird. Die aktuelle Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 47,3 Prozent. Vor einem Monat lag diese noch bei 0,2 Prozent.
Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault, sagt: „Während im Januar die Goldanleger auf den Zug einer hohen Goldnachfrage durch die chinesische Zentralbank aufsprangen, hat der Februar diese deutlichen Gewinne zunichte gemacht, da starke Wirtschaftsdaten die Hoffnungen auf ein Ende der US-Zinserhöhungen zerstörten.
Anstelle eines „Fed-Pivot“ sehen Anleger auf Zinsfutures nun, dass die Notenbank die Kosten für die Kreditaufnahme bis 2023 weiter anheben wird. Dadurch bekommen Gold und andere Edelmetallen starken Gegenwind, da sie zwar gemeinhin als Absicherung gegen die Inflation gelten, aber keine Erträge abwerfen.
Die Geschwindigkeit des Umschwungs ist bemerkenswert, denn sie deutet darauf hin, dass, wenn die US-Daten jetzt zurückgehen oder sich abschwächen, die Erwartungen für die Zinsen der Notenbank wahrscheinlich ebenfalls stark fallen werden. Während sich die Finanzmärkte im vergangenen Monat weigerten zu glauben, dass die Notenbank die Zinssätze weiter anheben würde, glauben die Händler nun, dass die Zinssätze „länger höher“ sein werden. So oder so dürften Edelmetalle auf absehbare Zeit ein Markt für Händler bleiben, der von einer starken, aber anhaltenden Wachstum bestimmt wird.“