Mit der Erhöhung der Leitzinsen um 75 Basispunkte hat die Fed einen marktkonformen Schritt gemacht, der einerseits ihre Stabilitätsverpflichtung verdeutlicht und andererseits größere Konjunkturrisiken vermeidet. Trotz der weitgehenden Stagnation der US-Wirtschaft im ersten Halbjahr ist die Zinserhöhung notwendig, um die Inflation, die in den USA an Breite gewonnen hat und weit mehr als Energie und Lebensmittel umfasst, nicht zu einem noch größeren Problem werden zu lassen.
Die Chancen, für die von Jay Powell gewünschte, sanfte Landung der Wirtschaft sind geringer geworden und die derzeit schwache Konjunktur wird nicht rasch wieder angekurbelt werden können. Angesichts der hohen angesparten Kaufkraft der privaten Haushalte und eines geräumten Arbeitsmarktes mit zahlreichen offenen Stellen ist eine scharfe Rezession allerdings nicht sehr wahrscheinlich.
Die Fed sollte sich daher nicht davon abhalten lassen, das Zinsniveau entsprechend den Erwartungen im Offenmarktausschuss auf rund 3,5 % in den kommenden sechs Monaten anzuheben.
Zum Hintergrund:
Bereits im Juni hatte die Notenbank das Zinsniveau um 0,75 Prozentpunkte erhöht. In diesem Jahr hat die Fed den Leitzins bereits vier Mal angehoben. Zu Jahresbeginn hatte der Leitzins noch in einer Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent gelegen. Hintergrund der deutlichen Straffung ist die sehr hohe Inflation. Im Juni erreichte sie mit 9,1 Prozent den höchsten Stand seit mehr als 40 Jahren.