„Die Fed wird die Zinsen auf einem höheren Niveau belassen als die Märkte erwarten“

Mark Lindbloom, Portfolio Manager bei Western Asset, Teil von Franklin Templeton: „Die Prognostiker im Team gehen davon aus, dass die Inflation gegenüber dem Vorjahr in den USA bis Ende dieses Jahres bei etwa 2 % liegen könnte. Wenn man die Festlegung betrachtet – ich spreche hier vom Markt für kurzfristige Inflationsswaps – und sich die Preisentwicklung im Gesamt-Verbraucherpreisindex (VPI) ansieht, ist es für viele vielleicht überraschend, dass die Inflation im vierten Quartal 2023 im Jahresvergleich bei 2 % oder darunter liegen könnte. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass die Preise bzw. die Fixierung des VPI unter unserer Prognose liegen.

Öl und Energie sind natürlich sehr wichtige Komponenten der Inflation, und der Ölpreis liegt derzeit bei 75 bis 80 US-Dollar pro Barrel. Die Situation könnte sich drastisch ändern. Aber wenn die jährliche Inflation bis Ende 2023 von über 6 % im Jahr 2022 auf 2 % zurückgeht, wie es der Markt zu erwarten scheint, dann deckt sich das auch mit unserer Einschätzung.

Wie kommen wir dorthin? Im Hinblick auf die Gesamtinflation spielt sicherlich die Entwicklung der Rohstoffpreise eine Rolle. Aber sei es bei Mieten, Autos, im Gesundheitswesen oder bei anderen Dienstleistungen – wir sehen einen allgemeinen Abwärtsdruck bei der Inflation auf der Warenseite, auf der Fertigungsseite. Bei den Dienstleistungen ist die Entwicklung etwas langsamer. Wenn wir die Inflationszahlen und unsere Erwartungen für 2023 betrachten, sind wir optimistisch, dass wir einen schnellen Rückgang erleben werden. Die Sorge ist, dass das Inflationsszenario von 2 % inzwischen am Markt eingepreist ist. Es besteht eine Diskrepanz zwischen den Markterwartungen und den Erwartungen der Fed. Das ist der Punkt, an dem die Debatte äußerst interessant wird.

Der Markt erwartet einen Anstieg der Fed Funds Rate auf 4,75 % oder vielleicht 5 %, während die Fed 5,25 % signalisiert hat. Bei der geldpolitischen Sitzung im Februar hatte der Markt also eine Anhebung um 25 Basispunkte erwartet – und auch bekommen. Aber nun wird mit einer Pause gerechnet, bei der die Fed innehalten und die Daten auswerten kann. Wenn dann die Wirtschaft auf Schwäche und eine niedrigere Inflation zusteuert, wird eine aggressive Lockerung gegen Ende des Jahres 2023 erwartet. Bei Western Asset stimmen wir grundsätzlich mit dem Markt überein, was den kurzfristigen Ausblick anbelangt. Im Hinblick auf Duration und die Zinsstrukturkurve hingegen werden innerhalb des Teams lebhafte Diskussionen geführt. Wir sind uns nicht ganz so sicher, was im März geschehen wird. Das Wichtigste ist unserer Meinung nach die Konzentration der Fed auf die Beschäftigungszahlen. Die Einkommen und Löhne sind zwar ein nachlaufender Indikator, haben sich aber nur sehr, sehr langsam gedreht. Für einen echten Kurswechsel und eine Pause seitens der Fed muss diese Entwicklung in die richtige Richtung gehen.“

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

1 2 3Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments