Nach der Fed-Entscheidung, die Zinsen zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte anzuheben, kommen vom US-Aktienmarkt eindeutig negative Signale. An der Wall Street waren die wichtigsten Indizes am Mittwochabend bereits auf neuerliche Tiefststände seit Juli gefallen. Die Anleger sorgten sich mehr und mehr vor einer „harten Landung“, hieß es bei der Credit Suisse. Für Aufmerksamkeit hätten insbesondere aktuelle Daten zu den prognostizierten künftigen Zinssätzen („Fed Dot-Plots“) gesorgt, die mit einem Zinshoch von 4,6 Prozent in 2023 über den Markterwartungen lägen.
Mit jetzt 3 bis 3,25 Prozent erreichte der US-Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation das höchste Niveau seit 14 Jahren. Mit der strengen Geldpolitik wächst das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft bald so stark ausbremst, dass Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt werden. „Ich wünschte, es gebe einen schmerzlosen Weg“, sagte Fed-Chef Jerome Powell. „Den gibt es nicht.“ Er machte zudem deutlich, dass mit den großen Zinsschritten noch lange nicht Schluss ist. „Ohne Preisstabilität funktioniert die Wirtschaft für niemanden“, sagte er.
Der X-Dax als Indikator für den Leitindex Dax signalisierte rund eine Stunde vor Beginn des Haupthandels ein Minus von eineinhalb Prozent auf 12.575 Punkte. Auch der Eurozonen-Leitindex Euro Stoxx 50 dürfte deutlich nachgeben.
Beim Dax droht damit ein weiterer Test der runden Marke von 12.500 Punkten, die im März und Juli bereits als Unterstützung gedient hatte. Anfang Juli war der Dax zeitweise deutlich unter diese Marke gefallen und bis auf das Jahrestief von 12 390 Punkte abgerutscht. Dieses könnte jetzt wieder in den Fokus rücken. Wegen des Kriegs in der Ukraine, der hohen Inflation, den deswegen stark steigenden Leitzinsen und der Sorge vor einer Rezession büßte der Dax im bisherigen Jahresverlauf rund ein Fünftel ein.
Im Laufe des Handelstags steht weiter die Geldpolitik im Fokus. So wird um 13 Uhr die Entscheidung der britischen Notenbank (BoE) erwartet. Bei den Einzelwerten dürfte erneut der Versorger Uniper nach der Ankündigung der Verstaatlichung am Mittwoch im Blick stehen. Die Aktien des 2016 von Eon abgespaltenen Unternehmens hatten deshalb gestern ein Viertel ihres Werts auf 3,12 Euro das Stück eingebüßt, nachdem sie in der Spitze sogar um fast 40 Prozent auf 2,55 Euro gefallen waren. Am Donnerstag ging es auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss wieder unter die Marke von drei Euro.
Zudem dürfte der im SDax notierte Softwarehersteller Suse auf die am Donnerstagmorgen vorgelegten Quartalszahlen und der gesenkten Wachstumsprognose reagieren. Bei den ersten Handelsaktivitäten auf Tradegate ging es um bis zu fast neun Prozent nach unten. Die seit Mai 2021 an der Börse gelisteten Papiere des Nürnberger Unternehmens haben in diesem Jahr deutlich an Wert verloren. Zuletzt kosteten sie kaum mehr als 18 Euro, nachdem der Kurs Anfang des Jahres noch bei mehr als 40 Euro gelegen hatte.
Für die Anteile des Dax-Schwergewichts SAP könnten sich dagegen die optimistischen Ziele des Konkurrenten Salesforce auswirken. Auf Tradegate sank der Kurs im frühen Handel um etwas mehr als ein Prozent und damit weniger als der Gesamtmarkt. Von den Umstufungen durch Analystenhäuser könnte sich die Abstufung des Online-Bekleidungshändlers About You stärker auswirken. Vorbörslich rutschte der ohnehin seit Wochen stark unter Druck stehende Kurs weiter ab.(dpa-AFX)