Nach ziemlich genau einem Jahr Pause dürfte die Fed morgen die Zinsen erhöhen. Mit diesem lange angekündigten Schritt wird die Notenbank auch ihre Unabhängigkeit untermauern, meint Dr. Martin Moryson, Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim.
Die Fed blickt bei ihren Entscheidungen auf drei Faktoren: Konjunktur, Inflation und die Rahmenbedingungen an den Märkten.
- Trump erbt eine gut laufende Wirtschaft. Die Arbeitslosenquote zeigt mit 4,6 Prozent Vollbeschäftigung an. Die Wirtschaft ist im dritten Quartal mit annualisiert 3,2 Prozent gewachsen. Von der konjunkturellen Seite gibt es schon seit Längerem grünes Licht für einen Zinserhöhung.
- Die Inflationsrate liegt mit 1,6 Prozent noch im moderaten Bereich und auch die von der Fed stärker beachtete Kernrate ist mit 1,7 Prozent noch knapp unter ihrem Zielwert. Nach unseren Prognosen wird diese 2017 nur moderat ansteigen. Aber die jüngste Ölpreisentwicklung dürfte die Preise auch über Zweitrundeneffekte nach oben treiben. Die Gesamtinflation könnte so im Jahresverlauf auch rasch auf Werte von über 2,5 Prozent steigen.
- Die befürchtete erhöhte Unsicherheit an den Märkten nach der überraschenden Wahl Donald Trumps hat sich nicht manifestiert. Auch an den internationalen Finanzmärkten ist erst einmal Ruhe eingekehrt.
Und die weiteren Aussichten?
Alle Präsidenten wünschen sich im Grunde niedrige Zinsen. Diesen Gefallen wird die Fed Herrn Trump nicht tun. Es wird interessant, wie er darauf reagiert. Auch die Fed weiß ehrlicherweise nicht mehr als alle anderen über die Pläne des neuen Präsidenten. Daher wird die US-Notenbank ihren Konjunkturausblick vorerst nicht groß ändern. Die meisten Vorhaben des neuen Präsidenten wirken allerdings inflationstreibend. Daher spricht vieles dafür, dass die nächsten Zinsschritte schneller kommen und steiler ausfallen, sollte der neue Präsident seine Agenda tatsächlich umsetzen.
Foto: Sal. Oppenheim