Federated Hermes: Warum Anleger noch einmal einen Blick auf China werfen sollten

China Flagge und roter Kursverlauf vor Mao
Foto: PantherMedia/koydesign
Geht es mit China-Investments wieder bergauf?

Chinesische Aktien sind aktuell besonders interessant, denn nach einer längeren Schwächeperiode hat sich der Hang Seng Index seit Januar um etwa 25 Prozent erholt. Trotz Chinas bedeutender Rolle in der globalen Wirtschaft und Produktion stagniert der Aktienmarkt seit langer Zeit. Das könnte sich jetzt ändern

Sowohl etablierte als auch innovative Unternehmen in Bereichen wie Solarenergie und Elektrofahrzeuge verzeichnen aktuell ein starkes Gewinnwachstum. Eine Stabilisierung im Immobilienmarkt könnte zusätzliches Vertrauen schaffen. Die derzeit niedrigen Bewertungen bieten eine seltene Chance für Investoren. Trotz der historischen Volatilität chinesischer Aktien ergeben sich attraktive Renditemöglichkeiten.

Nach einer längeren Schwächephase könnte bei chinesischen Aktien nun eine stabile Erholung von den mehrjährigen Tiefstständen begonnen haben. So hat der Hang Seng Index seit seinem Tiefpunkt im Januar etwa 25 Prozent gutgemacht. China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und für ein Drittel der globalen Produktionskapazitäten verantwortlich, trägt 19 Prozent zum weltweiten BIP bei und beheimatet 17 Prozent aller börsennotierten Unternehmen. Dennoch befindet sich der Aktienmarkt des Landes auf dem gleichen Niveau wie vor zehn Jahren.


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Chinesische Unternehmen umfassen sowohl etablierte Firmen der traditionellen Wirtschaft als auch innovative Neugründungen in aufstrebenden Sektoren wie Solarenergie und Elektrofahrzeuge. Viele von ihnen streben danach, sich in der Wertschöpfungskette weiter nach oben zu arbeiten. Im vergangenen Jahr erzielten die chinesischen Unternehmen ein positives Gewinnwachstum, obwohl der Aktienmarkt aufgrund anhaltender negativer Stimmungen weiterhin rückläufig war. Und für dieses Jahr wird mit weiterem Gewinnwachstum gerechnet. Trotz der weiterhin volatilen makroökonomischen Bedingungen könnte zusätzlich eine Stabilisierung am Immobilienmarkt bevorstehen. Hugh Shepherd, Investment Specialist Emerging Markets bei Federates Hermes, und sein Team sind der Überzeugung, dass diese Faktoren zusammen das Vertrauen in den Markt stärken könnten.

Eine außergewöhnliche Chance

„Wir halten die aktuellen Möglichkeiten für besonders interessant“, erklärt Shepherd. „Nach einem langen Ausverkauf sind die Bewertungen sowohl für hochwertige als auch für weniger hochwertige Aktien attraktiv. Historisch gesehen waren chinesische Aktien sehr volatil – in den letzten 23 Jahren gab es 14 Bärenmärkte –, doch als konträre Anleger glauben wir, dass diese Volatilität Chancen für lukrative Investments bietet.“ In einem solchen Umfeld seien Bewertungen und die Fokussierung auf den Kurs entscheidend für die Erzielung von Überrenditen.

Das China-Equity-Team stützt sich auf seine umfassende Erfahrung in der Verwaltung der Asia ex-Japan Equity Strategy, die seit ihrer Gründung fast die Hälfte ihrer Investitionen in China platziert hat. In der Vergangenheit hat es keine positive Marktentwicklung benötigt, um Überrenditen zu erzielen – vielmehr konzentrierte es sich auf Chancen, die sich aus einer Bottom-up-Analyse ergeben. Seit ihrer Auflegung im Jahr 2010 hat die China-Allokation innerhalb der Asia ex-Japan Strategy eine annualisierte Rendite von 6,3 Prozent erzielt, während die Benchmark für China im gleichen Zeitraum nur 1,8 Prozent aufweist. Die Federated Hermes China Equity Strategy, die im Juli 2022 eingeführt wurde, hat seit ihrem Start eine annualisierte Nettorendite von -2,8 Prozent erzielt und ihre Benchmark auf Jahresbasis um 5,2 Prozent übertroffen.

Alpha-Generatoren

Der Investmentansatz fokussiert sich auf Unternehmen, die im Verhältnis zu ihren Gewinnen und ihrem langfristigen Wachstumspotenzial unterbewertet sind. So sucht das Team gezielt nach Chancen für Arbitrage und „Sondersituationen“, indem es etwa Differenzen zwischen den in Festlandchina gehandelten A-Aktien und den in Hongkong gehandelten H-Aktien untersuchen. „Unser konträrer Investitionsstil zielt darauf ab, Unternehmen zu identifizieren, die aufgrund kurzfristiger Herausforderungen oder aufgrund von Vernachlässigung falsch bewertet sind“, so Shepherd. „Wir bevorzugen Firmen mit attraktiven Bewertungen, soliden Bilanzen und hoher Dividendenrendite oder gut durchdachten Rückkaufprogrammen. Dabei sind wir bereit, in solche Unternehmen zu investieren, auch wenn wir Geduld aufbringen müssen – dabei streichen wir oft auch noch Dividenden ein.“ Derzeit sieht der Experte eine Vielzahl solcher Möglichkeiten.

Auf Indexebene bieten chinesische Aktien derzeit eine Gesamtdividendenrendite von etwa drei Prozent, ein prognostiziertes Gewinnwachstum von 15 Prozent und ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 9, während sie von einem günstigen Inflationsumfeld profitieren. Ein Beispiel ist Brilliance China, ein Miteigentümer von BMW China. Brilliance hält einen erheblichen Teil seiner Marktkapitalisierung in liquiden Mitteln und schüttet regelmäßig hohe Sonderdividenden aus, wodurch seine Kerngeschäfte zu attraktiven Preisen angeboten werden.

Das China Equity Team bei Federated Hermes sieht sich nicht als klassische Value-Investoren, sondern als Contrarians, die immer nach Chancen suchen, unabhängig von der Unternehmensqualität. Oft müssen sie „etwas abseits suchen“ und finden dann ihre besten Anlageideen in Marktbereichen, die von anderen übersehen werden. Angesichts des derzeit niedrigen Preisniveaus im Gesamtmarkt sind jedoch auch viele bekannte Unternehmen zu attraktiven Preisen erhältlich. So wird zum Beispiel Tencent, möglicherweise das hochwertigste Unternehmen Chinas, derzeit mit dem 15-fachen des voraussichtlichen Gewinns bewertet und bietet hohe Dividenden bei gleichzeitigen Aktienrückkäufen.

Während Nvidia in den Industrieländern aufgrund seines außergewöhnlichen Wachstums große Aufmerksamkeit erhält, gibt es in Chinaübersehene Growth-Unternehmen gibt, die direkt von diesem Wachstum profitieren, meint Hugh Shepherd. Und das sei nicht nur Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Limited TSMC. Ein Beispiel ist Foxconn Industrial Internet, ein führender Anbieter von intelligenten Integrationslösungen für die Fertigung. Foxconn ist ein wesentlicher Teil der chinesischen Lieferkette für KI-Server und profitiert als Hauptlieferant von Nvidia von der robusten Marktnachfrage.

Indirektes Engagement

Derzeit sind Banken und Immobilienunternehmen nicht Teil des Portfolios. „Viele unserer Investments haben bedeutende und wachsende Geschäfte außerhalb Chinas, so mindern wir das Währungsrisiko“, erklärt Shepherd. Zum Beispiel hält das Team Anteile an einem in den USA börsennotierten Hongkonger Vermögensverwalter, der ein ähnliches Markt-Beta aufweist, jedoch über eine solidere Bilanz verfügt. Statt Immobilienaktien investieren sie in alternative Proxy-Unternehmen, die ein zyklisches Makro-Engagement bieten, wie etwa Zementaktien, jedoch mit einer deutlich robusteren Bilanz als die Immobilienbranche. Zudem halten sie zyklische Aktien mit ähnlichen Einflussfaktoren, die mit dem Immobilienmarkt korrelieren, wie etwa Haier Smart Home, ein Hersteller von Haushaltsgeräten, der ebenfalls einen erheblichen Teil seines Geschäfts außerhalb Chinas erwirtschaftet.

Eine einmalige Gelegenheit

Obwohl China nach wie vor mit Gegenwind zu kämpfen hat, hält Investment Specialist Hugh Shepherd das aktuelle Risiko-Ertrags-Verhältnis für Anleger für sehr attraktiv, da die Renditen eine Bodenbildung forcieren. Und die längerfristigen Bewertungen und die Aussicht auf eine mögliche Neubewertung chinesischer Aktien bieten beträchtliche Chancen. Zusätzlich eröffnet der Übergang und die globale Expansion in Bereiche mit höherer Wertschöpfung, wie Solarenergie und Elektrofahrzeuge, ebenfalls ein interessantes Investitionspotenzial.

Insgesamt sind Shepherd und sein China Equity Team überzeugt, dass chinesische Aktien derzeit ein ideales Umfeld für Contrarian-Investoren bieten. Angesichts der bemerkenswert attraktiven Bewertungen sind die Experten optimistisch, dass Investoren über einen vernünftigen langfristigen Zeithorizont hinweg von einer erfreulichen Performance profitieren werden.

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