Die positive Nachricht: Mit der jüngsten Leitzins-Erhöhung der Europäischen Zentralbank wird Sparen wieder attraktiver. Doch Tages- oder Festgeldkonten oder Sparbriefe können die hohe Inflation weiterhin nicht ausgleichen. „Sachwerten sagt man zwar oft nach, dass sie gegen eine hohe Inflation einen besseren Schutz bieten“, erläutert Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW. „Doch auch hier sollte man vorsichtig sein. Immobilienpreise fallen teilweise, ein Einsatz an der Börse ist nur mit langfristigem Horizont ratsam und Kredite werden teurer.“ Drei Grundsätze sind wichtig: Die Geldanlagen breit streuen, keine unnötigen Risiken eingehen und die Kosten niedrig halten.
- Kleiner Fortschritt für Sparguthaben
Für Bargeldeinlagen auf Tages- und Festgeld-Konten gibt es nun mehr Zinsen. Aber: Bestenfalls sind bei langen Laufzeiten gut zwei Prozent drin, kurz- und mittelfristig ist es weniger. Damit können Sparer:innen die hohe Inflation nicht ausgleichen – das angelegte Geld vermehrt sich also nur auf dem Papier, ist aber hinterher tatsächlich weniger wert. Beispielsweise würden 10.000 Euro auf einem Konto mit einem Prozent Zinsen nach einem Jahr nominal 10.100 Euro ergeben. Bei einer Inflation von acht Prozent bräuchte man aber 10.800 Euro, um die Kaufkraft des Geldes zu erhalten. Anders formuliert: Die 10.100 Euro sind real eigentlich nur noch 9.352 Euro wert. Deshalb sollte man jetzt seine Anlagestrategie überprüfen, Angebote vergleichen und eventuell mit langfristigeren Anlageentscheidungen warten, wenn man auf weiter steigende Zinsen hofft.
- Flaute bei den Aktien langfristig nutzen
Seit Jahresbeginn ist der Höhenflug an den Aktienmärkten vorbei. Die Kurse sind deutlich gefallen, etwa der Dax von über 16.000 auf zwischenzeitlich unter 13.000 Punkte und der MSCI World von über 3.200 auf knapp 2.700 Punkte. Immerhin können Anleger:innen die Flaute am Aktienmarkt nutzen und günstiger Fondsanteile kaufen – vorausgesetzt, man kann auf das Geld für längere Zeit verzichten und auf eine spätere Kurserholung warten. Denn schlechte Zeiten muss man aussitzen können – falls nötig auch mehrere Jahre. Eine Rendite ergibt sich neben Dividenden vor allem, wenn man die Aktien oder ETFs in besseren Zeiten wieder verkauft. Langfristig ist diese Art der Geldanlage wichtig für einen strategischen Vermögensaufbau.
- Immobilien: Kredite werden teurer
Nicht nur die Sparzinsen steigen durch die EZB-Entscheidung, sondern auch die Kreditzinsen. Damit werden Immobilienkredite und Verbraucherkredite teurer, ebenso die Zinsen, die man für eine Kontoüberziehung zahlt (Dispo). Für einen Immobilienkauf ist nun mehr Eigenkapital ratsam und die Rückzahlungsraten (Zins und Tilgung) werden steigen. Das bedeutet, dass Interessenten nun noch genauer rechnen müssen, ob sie sich den Kauf leisten können. Monatliche Belastungen für Zins und Tilgung sollten nicht mehr als 30 bis 35 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens betragen.
- Von Gold bis Bitcoin: Vorsicht bei spekulativen Anlagen
Auch wenn es einen klingenden Ruf hat: Physisches Gold in Form von Barren oder Münzen ist keine sichere Geldanlage. Der Wert schwankt beträchtlich und wirft keine Zinsen ab. Deshalb sollte Gold nicht mehr als fünf bis maximal zehn Prozent des Vermögens ausmachen. Hier zählt vor allem die Hoffnung auf einen steigenden Goldpreis. Gar nicht zum strategischen Vermögensaufbau geeignet sind Bitcoins, denn sie sind ein reines Spekulationsobjekt. Wer dennoch hier investieren will, sollte das nur mit Geld tun, das er übrig hat – und gut aufpassen, denn im Kryptomarkt tummeln sich zahlreiche unseriöse Anbieter.