Was paradox klingt, ist Realität: Anleger flüchten freiwillig in die Geldentwertung, um Risiken zu vermeiden.
Kolumne von Philipp von Königsmarck, Fidelity Worldwide Investment
Während Bankeinlagen vor zehn Jahren rund 35 Prozent des privaten Geldvermögens in Deutschland ausmachten sind es aktuell mehr als 40 Prozent. Umgekehrt ist der Anteil an Wertpapieren wie Aktien am gesamten Geldvermögen im gleichen Zeitraum deutlich gesunken. Doch die niedrigen Zinsen auf Bankeinlagen können selbst moderate Inflationsraten nicht mehr ausgleichen. Das Geld wird auf lange Sicht weniger statt mehr.
Aktien gegen Inflation
Sachwerte wie Aktien hingegen bieten in der Regel einen guten Inflationsschutz. Mit Aktien beteiligen Anleger sich direkt an Unternehmen, die weltweit vom Wachstum profitieren können. Gute Unternehmen haben im Unterschied zu vielen Staaten ihre Schulden abgebaut und sind hervorragend aufgestellt. Die Gewinne der Unternehmen sind die Rendite der Anleger. Die besten Aussichten auf Wachstum bieten auf lange Sicht die Schwellenländer. Deren Mittelschicht wächst stetig, bis 2030 werden weitere 800 Millionen Menschen in den Schwellenländern zur konsumfreudigen Mittelschicht aufschließen. Mit der Zahl der Konsumenten steigen Binnennachfrage, Rohstoffbedarf und Investitionen in die Infrastruktur. Die wirtschaftlichen Gewichte werden sich aufgrund dieser Entwicklung weltweit grundlegend verschieben – zugunsten der Schwellenländer.
Also am besten mit einem ETF auf den MSCI Emerging Markets Index setzen und damit breit auf alle Schwellenländer? Vor zehn Jahren wäre das eine gute Strategie gewesen. Um Traumrenditen einzufahren, genügte es früher, über passive Anlageinstrumente an den boomenden Märkten zu partizipieren, deren Börsen sich parallel zum steilen Wirtschaftswachstum entwickelten. Doch die Zeiten der automatischen Gewinne sind vorbei. Heute entwickeln sich Märkte, Sektoren und Aktien der Schwellenländer viel unterschiedlicher als in den vergangenen Jahren. Unter anderem die Neuausrichtung Chinas vom Exportweltmeister zur binnenkonsumgetriebenen Wirtschaft wird neue Gewinner und Verlierer hervorbringen, die es künftig herauszufiltern gilt.
Beispielsweise werden Brasiliens Eisenerzexporte – und damit das Bergbauunternehmen und Index-Schwergewicht Vale – unter den sinkenden Infrastrukturausgaben Chinas zu leiden haben. Das heißt: Wer sich nur passiv am Index orientiert, investiert überproportional in die Gewinner von gestern. Sämtliche Chancen aus unterbewertetem Potenzial, die ein aktiver Fondsmanager nutzt, werden dagegen verschenkt. Daher ist es wichtig, auf einen aktiven Investmentstil zu vertrauen, der Gewinner und Verlierer in der Einzelbetrachtung identifiziert. So können Anleger von Wachstumschancen profitieren anstatt in die Geldentwertung zu flüchten.
Autor Philipp von Königsmarck leitet den Vertrieb über unabhängige Finanzdienstleister bei der Fondsgesellschaft Fidelity Worldwide Investment, Kronberg im Taunus, und ist regelmäßiger Cash.-Kolumnist.
Foto: Fidelity Worldwide Investment