Bei Punkt zwei käme als möglicher Auslöser unmittelbar ein erneutes Aufflammen der Euro-Krise in den Sinn, da sich einzelne Nationen in vielen politischen und wirtschaftlichen Fragen selbst näher sind als der Gemeinschaft.
Der schwerfällige Umgang mit der Flüchtlingskrise in Europa und die Diskussionen um die Zukunft des Euro lassen darüber hinaus Zweifel an der Bereitschaft aufkommen, gemeinsame Lösungen zu finden. Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele: Die Rettung Griechenlands war ohne Frage für Investoren schmerzhaft und teuer, aber zumindest in dem Punkt effektiv, dass eine deutlich größere Krise vermieden wurde.
Was Anleger wissen müssen
Die Rettung einzelner Unternehmen sowie die Bereitstellung von Hilfspaketen für in Schieflage gekommene Euro-Länder birgt immer die Gefahr des „moral hazard“. Das heißt, es fehlt der Wille der Betroffenen, festgelegte Regeln einzuhalten, da die Gemeinschaft keine Eskalation der Situation riskiert und ohnehin für eine Lösung einsteht. Gerade dieser Aspekt ist vielen Steuerzahlern nicht zu vermitteln, obwohl die Kosten einer Pleite viel teurer wären als die Rettung eines Einzelnen.
Anlegern bleibt zehn Jahre nach Lehman nur die Erkenntnis, dass sie sich noch intensiver mit ihrer Geldanlage auseinandersetzen müssen. Die Märkte werden wieder Krisen erleben – einzig der Zeitpunkt ist unklar. Um gewappnet zu sein, hilft es, sich stärker mit den Finanzmärkten und ihren Risiken auseinanderzusetzen und sein Portfolio entsprechend darauf auszurichten.
Dabei hilft eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie, die insbesondere auf die fundamentalen Perspektiven der Unternehmen abstellt. Der bloße Herdentrieb hinein in die aktuell erfolgreichsten Produkte in den Rennlisten, bei denen Anleger oftmals gar nicht wissen, in welchen Märkten oder Branchen sie investiert sind, kann ein böses Erwachen nach sich ziehen.
Carsten Roemheld, Kapitalmarktexperte bei Fidelity International
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