Finanzexperten an die Schulen?

Es sei schlecht um die finanzielle Allgemeinbildung in Deutschland bestellt, meint Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB Deutschland). Soweit es um die Vermittlung finanzieller Grundkenntnisse geht, sieht er auch die Schulen in der Pflicht. Dort aber fehle es an ökonomischen Unterrichtsinhalten und ausgebildeten Lehrern. Eine Lücke, die laut Tilmes externe Experten füllen könnten.

An den Schulen fehle es an ökonomischen Unterrichtsinhalten und ausgebildeten Lehrern, stellte jüngst Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa fest.

„Natürlich kommt dieses Thema zum einen in den Lehrplänen eindeutig zu kurz, wobei es Aufgabe der Politik wäre, dies zu ändern“, wird Tilmes in einer Pressmitteilung des FPSB zitiert. „Zum anderen aber ist die Vermittlung ökonomischer Zusammenhänge und einer guten finanzielle Allgemeinbildung an Schulen für Lehrer, die eigentlich auf andere Fächer spezialisiert sind, eine zunehmende Herausforderung. Schließlich ist die Welt in diesem Bereich in den vergangenen Jahren deutlich komplexer geworden.“

Es ist für ihn deshalb keine große Überraschung, dass der Ruf nach externen Finanzexperten, die diese komplexere Welt verstehen und Schülern nahe bringen können, lauter wird. Allerdings weisen Verbraucherschützer darauf hin, dass Wirtschaftsakteure in der Regel Eigeninteressen verfolgen und deshalb Lerninhalte zum Thema Finanzen womöglich nicht objektiv vermitteln.

Verpflichtende Standesregeln

Als geeignet könnten sich laut Tilmes die vom FPSB Deutschland zertifizierten Certified Financial Planner, so genannte „CFP-Professionals“, erweisen. Schließlich habe der Finanzplaner-Verband Standesregeln, denen jeder „CFP-Professional“ verpflichtet sei. Dazu zähle unter anderem, dass dieser seine Kunden objektiv beraten müsse. „Finanzplanern, die sich nicht an unsere Standesregeln halten, kann die Zertifizierung entzogen werden“, betont Tilmes. 

Allerdings reicht es seiner Ansicht nach nicht, in Schulen allein über Themen wie Mobilfunk- oder Versicherungsverträge oder die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben zu sprechen. Stattdessen sei ein weitreichenderer Blickwinkel notwendig. „Da diese gesamten Zusammenhänge schwer zu vermitteln sind, halte ich es darüber hinaus für sinnvoll, Schülern den Sinn einer auf die lange Sicht ausgelegten und gut durchdachten Finanzplanung nahezubringen“, so Tilmes. (kb)

Foto: Picture Alliance

 

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