60 Prozent der Frauen wollen von einer Frau beraten werden. In fast zwei Drittel der Beratungen geht es konzeptionell um die Themen Geldanlage und Altersvorsorge. Je älter die Kundinnen sind, desto öfter wird der Wunsch nach eine Finanzberatung durch äußere Einflüsse wie etwa Trennung vom Partner ausgelöst.
Unterschiedlich hohe Löhne, geringere Arbeitszeiten, häufigere Erwerbsunterbrechungen – bei der Möglichkeit zur Geldanlage und zum Vermögensaufbau gibt es immer noch große Unterschiede zwischen Frauen und Männern.
Lässt sich dieser Gender-Gap durch eine spezielle Finanzberatung für Frauen schließen? Und brauchen Frauen eine gesonderte Beratungsansprache? Das auf Finanzbildung und -wissen für Endkunden spezialisierte Finanzportal „Frag Fina“ ging diesen Fragen nach und hat aus den eigenen Erfahrungen mit der Beratung von Frauen eine neue Fallstudie erstellt. Dafür hat Frag Fina insgesamt 429 Anfragen nach einer Finanzberatung für Frauen, die bei dem Portal zwischen Anfang 2020 und Ende 2022 eingegangen sind, ausgewertet: Tatsächlich unterscheiden sich die Anfragen von Frauen etwa nach einer BU-Versicherung, einer Geldanlage oder Krankenversicherung nur in Nuancen von denen von Männern. Allerdings sind die Beratungswünsche von Frauen weniger produktspezifisch, die Mehrheit der Kundinnen wollte vielmehr eine konzeptionelle Beratung.
60 Prozent wollen lieber von einer Frau beraten werden
Bei etwa 60 Prozent der Anfragen wurde darum gebeten, dass die Beratung von einer Frau durchgeführt wird. Hier ist die Erwartungshaltung der Anfragenden, dass eine Frau sich besser in die Situation hineinversetzen kann – etwa, weil sie Erfahrungen hat mit eigenen Kindern, Erziehungszeiten und der Positionierung bei Finanzthemen gegenüber dem eigenen Partner. Bei der Differenzierung der Anfragen nach Alter zeigt sich jedoch ein genaueres Bild der weibliche Beratungswünsche.
Bei Frauen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren steht der Vermögensaufbau unabhängig vom Partner im Vordergrund, wobei hier gezielt nach Anlagen in Investmentfonds oder ETFs für den Vermögensaufbau nachgefragt wird. Oftmals hat diese Gruppe sogar schon ein Wertpapierdepot oder einen ETF-Sparplan, der erweitert oder ergänzt werden sollte. Rentenversicherungen werden von den Frauen dieser Altersgruppe kaum angefragt. Eine weitere wichtige Erkenntnis aus den Gesprächen mit dieser Altersgruppe: Der Beweggrund, sich um eine Finanzberatung zu kümmern, ist in der Regel eigenmotiviert. Der Gruppe ist deutlich bewusst, welche Herausforderungen es gibt, und dass man diese angehen sollte.
35-45 Jahre: Lücken in der Altersvorsorge schließen
Für Frauen im Alter zwischen 35 und 45 Jahren ist die Analyse der Altersvorsorge-Ist-Situation nach Erziehungszeiten oder Arbeiten in Teilzeit am wichtigsten gemäß dem Motto: „Ich muss mich endlich darum kümmern“, nachdem durch die eigene Familiengründung klar wurde, dass der Ruhestand nicht mehr so weit weg ist. Bei der Beratung dieser Altersgruppe lassen sich oftmals erhebliche Lücken bei der Altersvorsorge feststellen, weil es entweder überhaupt keine private Vorsorge gibt oder nur mit sehr geringen Sparraten. Der Beweggrund sich beraten zu lassen wird in dieser Altersgruppe oft durch äußere Umstände ausgelöst – etwa durch Trennung vom Partner. Die vorausschauende Eigenmotivation zur Beratung, wie sie in der Altersgruppe zwischen 18 und 45 Jahren beobachtet werden kann, gab es nur selten.
Zwischen 45 und 65 ist Trennung der häufigste Beratungsgrund
Frauen zwischen 45 und 65 Jahren nennen als Beratungsgrund neben der aktuellen Altersvorsorge-Situation überdurchschnittlich oft die Trennung vom Partner, wodurch es nötig wird, sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen: Versicherungen sollen vom Ex getrennt und es soll endlich selbst eine private Altersvorsorge aufgebaut werden. Oft werden in dieser Trennungsphase auch gemeinsam finanzierte Immobilien verkauft. Dadurch wird Geld frei, das ertragsreich angelegt werden soll. Eine gemeinsame Immobilie, die noch besteht, wirft oftmals auch neue Fragen auf wie etwa: Verkaufen, den Partner ausbezahlen oder vermieten?
Eindeutig kommt in der Fallstudie heraus, dass Frauen ab 45 Jahren mehr Vermögen angesammelt haben als Frauen der anderen beiden Altersgruppen. Daher ist hier auch der Wunsch nach klaren Strukturierung der eigenen Altersvorsorge-Anstrengungen sehr ausgeprägt. Die Altersgruppe ab 45 ist auch eher bereit, in eine Rentenversicherung oder eine Immobilie als Kapitalanlage zu investieren.
Frauen erwarten eine sehr differenzierte Beratung
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich Frauen oft als eigenständige Zielgruppe sehen, deren Erwartung an die Beratung – je nach Alter – oftmals sehr differenziert sind. Daher sollten sich Berater und Beraterinnen mit der Zielgruppe Frauen und deren Lebensphasen gut auskennen, um hier wertvolle Beratungsarbeit leisten zu können. Darüber hinaus beinhalten Beratungsthemen für Frauen ab 45 Jahren oftmals umfangreiche Aspekte der Ruhestandsplanung. Grundladen aus den Bereichen Erben & Schenken, Immobilienfinanzierung sowie Immobilien als Kapitalanlage sollten daher beherrscht werden. „Die von uns beratenen Frauen kannten sich zwar oft relativ gut mit bestimmten Anlage- oder Investmentprodukten aus und ließen sich daher eher konzeptionell und strategisch beraten, um eine vernünftige Struktur in ihre Finanzsituation zu bringen“, erläutert Dennis Rose, Gründer von Frag Fina. „Die Sorge um eine Vorsorgelücke im Alter ist bei den ratsuchenden Frauen größer als bei Männern, die wir beraten“, so Rose weiter. „Vor allem Kundinnen ab 35 Jahren haben die Dringlichkeit und Notwendigkeit, sich rasch um die eigene Altersvorsorge zu kümmern, klar erkannt.“