Die Finanzwende sieht sich als unabhängiges Gegengewicht zur Finanz-Lobby in Deutschland. Der Vorstand Gerhard Schick räumt ein, dass eine Beratung nicht schlecht sein muss, nur weil der Vermittler dafür eine Provision erhält. Aber es gebe dem Makler einen Anreiz, Produkte in den Vordergrund zu stellen, die hoch verprovisioniert werden. „Und wenn man dann auch noch weiß, dass Unternehmen, die gerade in Schwierigkeiten sind, gerne besonders hohe Provisionen zahlen, dann sieht man, dass es einen Anreiz gibt schlechte Produkte zu empfehlen“, so Schick. „Manchmal wäre es vielleicht für den Kunden auch besser gar kein Finanzprodukt zu erwerben und erstmal Schulden zu tilgen.“
Auf die Frage, ob es zu den Schäden, die dadurch angeblich bei den Kunden entstehen, auch Zahlen gibt, verweist Schick lediglich auf Erfahrungswerte: „Wenn man sich das Portfolio von Kunden ansieht, fehlen manchmal sehr wichtige Versicherungen wie Haftpflicht oder Berufsunfähigkeit, aber dafür gibt es überteuerte oder sehr komplizierte Finanzprodukte. In Deutschland würden viele Derivate an Kleinanleger verkauft, die zu kompliziert seien und deshalb ungeeignet. „Daraus können wir rückschließen, dass die Provisionen nicht nur teuer sind für den Kunden, sondern auch zu einer schlechteren Beratung führen.“
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Ein Problem sieht Schick in der Transparenz: Dadurch, dass die Beratung kostenlos erscheine, erwecke sie den Eindruck der Unabhängigkeit, obwohl es laut Schick nur ums verkaufen ginge. Es gäbe in Deutschland keinen Markt für gute Finanzberatung, weil alle der Meinung sind, Beratung sei kostenlos: „Es ist keine Beratung, es ist eine Verkaufe“, so Schick. Eine Provision von 4 Prozent auf eine Lebensversicherung in Höhe von 100.000 Euro sei doch eine sehr teure Beratung.
„Wir konnten das in Einzelfällen sehr gut nachvollziehen, dass Kunden mehrere hundert Euro für eine Stunde Beratung gezahlt haben. Aber sie merken es nicht, weil es impliziert ist. Unser Vorschlag: Es sollte so sein, wie beim Rechtsanwalt oder beim Steuerberater. Es gibt einer klare Honorarordnung, dann ist der Makler auch wirklich auf Seiten des Kunden tätig.“ So wie es in den Niederlanden oder Großbritannien auch schon geregelt ist.
Die größten Interessen daran, dass das Verbot nicht gekippt wird, haben laut Schick die Sparkassen, die über acht Milliarden Einnahmen an Provisionen haben. Zudem erwähnt Schick die DVAG als einflussreichen Lobbyisten.