Eine Forderung, die auch jüngst der ehemalige Bundesarbeitsminister Franz Müntefering beim Demograhie-Netzwerk in Berlin vortrug. Auch die geplanten Einschränkungen bei der liberalisierten Zeitarbeit sollte man aufgeben. Die Gesundbeterei, Deutschland werde das mit seiner Wirtschaftsstärke schon packen, wird sich noch bitter rächen.
Risiko der Altersarmut steigt
Schon jetzt drohen, auch ohne die Flüchtlingskrise, immer mehr Senioren zu verarmen. Folgt man den Ergebnissen einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, ist das Risiko der Altersarmut erheblich gestiegen.
War 2006 jeder Zehnte von Altersarmut bedroht, ist es nun bereits jeder Siebte. Der Anteil armutsgefährdeter Menschen war im Saarland, Rheinland-Pfalz und interessanterweise auch in Bayern am größten.
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Ursachen sind niedrige Einkommen, welche auch die Vorsorgebereitschaft hemmen und eine niedrige Frauenbeschäftigtenquote. Die noch Jahre anhaltende Niedrigzinsphase, verursacht von den hochverschuldeten Ländern in der Eurozone, hat nicht nur die Altersvorsorgekonzepte vieler Menschen obsolet gemacht, sie unterläuft auch die Sparbereitschaft.
Die Eurokrise und das Flüchtlingsproblem sind übrigens eng miteinander verwoben. Die „Fußkranken“ in der Europäischen Union – allen voran Frankreich und Italien – fordern unter Hinweis auf die Belastungen durch die Flüchtlinge eine Aufweichung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes. So wird die Krise zur „never ending story“.
Sollten uns ehrlich machen
Die Flüchtlingsströme sollten Anlass sein, uns ehrlich zu machen. Mit Wunschdenken werden wir die Herausforderungen durch die Flüchtlingsströme nicht bestehen.
Die Menschen in der Bundesrepublik haben manch schwierige Integrationsaufgabe in der Nachkriegszeit gelöst, ob es um die Eingliederung der Heimatvertriebenen und später der Aussiedler oder das Zusammenwachsen nach der Wiedervereinigung ging. Was sie erwarten können, sind nüchterne Bestandsaufnahmen und keine von Wunschdenken geprägten Illusionen.
Der Autor Professor Dieter Weirich ist neben Klaus Morgenstern Vorstandssprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), einer in Berlin angesiedelten Denkfabrik zur Stärkung der privaten Vorsorge.
Foto: DIA