Fondsbranche sammelt deutlich weniger Geld von Privatanlegern ein

Radarbild, auf dem das Eurozeichen zu sehen ist
Foto: Shutterstock

Verglichen mit dem Fondsabsatz der ersten sechs Monate des Jahres 2021, hat sich der Wert für das erste Halbjahr 2022 halbiert.

Die Marktturbulenzen infolge des Ukrainekriegs und der hohen Inflationsrate haben der Investmentfondsbranche in den ersten sechs Monaten dieses Jahres das Leben schwer gemacht. Laut Daten des Fondsverbands BVI sammelten die Unternehmen im Bereich Publikumsfonds lediglich netto 8,653 Milliarden Euro ein. Der Vergleichswert für 2021 lag bei 57,6 Milliarden Euro. Insgesamt (Publikums- und Spezialfonds) flossen den Fondshäusern bis dato netto 55,75 Milliarden Euro (2021: 114,948 Milliarden Euro) zu.

Mischfonds mit Zuflüssen, Abflüsse bei Geldmarkt- und Rentenfonds

Beim Publikumsfonds-Absatz drehte sich das Vorzeichen im laufenden Jahr. Nach Zuflüssen von 14,1 Milliarden Euro im ersten Quartal verzeichneten sie Abflüsse von 5,5 Milliarden Euro im zweiten Quartal.
Allein im Juni zogen Anleger über 5 Milliarden Euro ab. Das Neugeschäft im ersten Halbjahr ist einerseits von starken Zuflüssen in Mischfonds geprägt und andererseits von Anteilscheinrückgaben bei
Geldmarktfonds sowie Rentenfonds. Mischfonds erhielten 16,3 Milliarden Euro neue Gelder. Damit knüpfen sie an den Vorjahreszeitraum an, als ihnen 16,9 Milliarden Euro zugeflossen waren. Geldmarktfonds und Rentenfonds belasteten den Absatz der Publikumsfonds im laufenden
Jahr mit insgesamt 13 Milliarden Euro. 2021 hatten sich bis Ende Juni die Zuflüsse in Rentenfonds (1,5 Milliarden Euro) und die Abflüsse aus Geldmarktfonds (1 Milliarde Euro) annähernd ausgeglichen.

Das Neugeschäft von Aktienfonds ist 2022 aufgrund der Börsenturbulenzen deutlich zurückgegangen. Sie erhielten über 5 Milliarden Euro neue Gelder, fast ausschließlich in aktiv gemanagte Fonds.
Im ersten Halbjahr 2021 flossen Aktienfonds 35,4 Milliarden Euro zu, davon knapp die Hälfte in Aktien-ETFs.

Spezialfonds-Absatz: Versicherer überholen Altersvorsorgeeinrichtungen

Die deutsche Fondsbranche verwaltete Ende Juni 2022 ein Vermögen von 3.859 Milliarden Euro. Auf offene Spezialfonds entfallen 1.975 Milliarden Euro, auf offene Publikumsfonds 1.303 Milliarden Euro, auf geschlossene Fonds 48 Milliarden Euro und auf Mandate 533 Milliarden Euro. Bei den Spezialfonds sind Altersvorsorgeeinrichtungen mit 636 Milliarden Euro die volumengrößte Anlegergruppe; dazu gehören zum Beispiel berufliche Versorgungswerke. Versicherungsgesellschaften haben 560 Milliarden Euro in Spezialfonds angelegt.

Auf beide Gruppen entfallen zusammen 61 Prozent des Gesamtvermögens. Aus diesen Zahlen wird einmal mehr deutlich, dass die Assetmanagement-Branche einen hohen Stellenwert bei der Altersvorsorge in Deutschland hat. Auch beim Neugeschäft liegen Versicherungsgesellschaften und Altersvorsorgeeinrichtungen mit Zuflüssen von insgesamt knapp 30 Milliarden Euro vorne. In diesem Jahr sind es die Versicherer, die bis Ende Juni am meisten neue Gelder in Spezialfonds angelegt haben. Vermutlich haben sie Direktanlagen in Spezialfonds umgeschichtet. In den sechs Jahren zuvor waren Altersvorsorgeeinrichtungen der Absatztreiber.

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