EXKLUSIV

Fondspolicen: Die Zukunft der Rente

Die Wiedereinstieg in die Riester-Rente

Fakt ist: Moderne Fondspolicen bieten inzwischen eine hohe Flexibilität in den wichtigsten Produktmerkmalen. „Besonders vorteilhaft sind garantierte Rentenfaktoren, kostenfreie Fondswechsel, und die Möglichkeit der Rentenbeginn-Verlegung“, hebt Morgen & Morgen-Tarifexperte Saal hervor. Die hohe Anzahl von insgesamt 181 Fünf-Sterne Produkten im aktuellen „M&M-Rating Privatrente Fondsgebunden“ zeige, dass inzwischen viele Anbieter flexible und kundenfreundliche Lösungen anböten. Spannende Randnotiz: Durch die Anhebung des Höchstrechnungszinses von 0,25 Prozent auf nunmehr ein Prozent dürfte in dem Segment ein Fondspolicen-Produkt reüssieren, dass viele längst auf dem Abstellgleis vermuteten: Die Riester-Rente. So sei es nun wieder möglich, Tarife mit einer 100-prozentigen Bruttobeitragsgarantie anzubieten, was insbesondere für Riesterrenten relevant sei, sagt Saal. „Zu Jahresbeginn wurden bereits Riesterrenten-Tarife eingeführt, und es ist zu erwarten, dass im Laufe des Jahres weitere folgen“, so Saal.

Der Verbraucherschutz sieht die Altersvorsorge mit fondsgebundenen Rentenversicherungen kritisch. Erfahrungen aus der Verbraucherberatung hätten gezeigt, dass Kunden häufig teure und unflexible fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen abschließen würden. Für das langfristige Sparen empfehlen Verbraucherschützer kostengünstige, weltweit investierte ETFs, da diese transparenter seien und oft eine bessere Rendite als viele Fondspolicen bieten. Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) übt Kritik an den Lebensversicherern, insbesondere hinsichtlich des Preis-Leistungs-Verhältnisses, kurz „Value for Money“, bei Fondspolicen. Die Behörde moniert, dass hohe Kosten, geringe Renditechancen und intransparente Kostenstrukturen die Kunden belasten. Viele Produkte böten keinen angemessenen Mehrwert im Verhältnis zu den Gebühren. Die BaFin fordert die Versicherer daher auf, Kosten zu senken, Transparenz zu erhöhen und nachhaltige Renditen zu ermöglichen. Zudem sollen klare Vergleichskennzahlen entwickelt werden, um Verbrauchern eine fundierte Entscheidung zu erleichtern.

Pauschale Kritik unangebracht

Im Vergleich zu einem Depot bieten Fondspolicen einmalige Vorteile für die Altersvorsorge, stellt Mylife CEO Jens Arndt klar. „Im Vergleich zu einem Depot bieten Fondspolicen einmalige Vorteile für die Altersvorsorge. Kunden profitieren – bereits ab dem ersten Tag – etwa von Einkommensteuervorteilen, sie erhalten eine zusätzliche Todesfallabsicherung, sie können ihre Nachlassplanung durch die Vergabe von Bezugsrechten individuell gestalten und sich bei einer Rentenversicherung alternativ zur Auszahlung des Gesamtguthabens auch eine lebenslange Rente auszahlen lassen.“ Dennoch falle die Entscheidung oft auf ein Investmentdepot, da man hier mehr Anlagealternativen bekommt, sich in der Regel hohe Versicherungskosten spare und während der Laufzeit viel flexibler ist. „In der Praxis fließen deshalb sieben von acht Euro in Investmentdepots und lediglich ein Euro in Policenlösungen“, sagt Arndt. Christian Nuschele, Standard Life Vertriebsleiter für Deutschland und Österreich, hält die pauschale Kritik, dass Fondspolicen für die Altersvorsorge ungeeignet seien, für unangebracht.

„Moderne Fondspolicen können eine sehr gut geeignete Lösung für die Altersvorsorge sein. Keine andere Vorsorgeform kann die Kombination aus Renditechancen, Flexibilität und Absicherung bieten. Es ist aber sicher auch richtig, dass es im Markt große Unterschiede bei Produktqualität und Kosten gibt.“ So sei die Anzahl der passiven Investments auch in Policen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Hier sollten Beraterinnen und Berater genau vergleichen. Zusätzlich böten Versicherer wie Standard Life provisionsfreie und daher kostengünstige Anteilsklassen, so genannte Clean Share Classes an. Ein großer Vorteil von Fondspolicen sei dabei, dass die Fonds kosten- und steuerfrei umgeschichtet werden können. „Was Fondspolicen gegenüber Direktinvestments auszeichnet, ist das umfassende Gesamtpaket für die Altersvorsorge. Dazu gehören neben einer hochwertigen Fondsauswahl, attraktive Steuervorteile, ein hohes Maß an Flexibilität und die Absicherung biometrischer Risiken. Gerade die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos ist ein großer Vorteil von Fondspolicen“, unterstreicht Nuschele.

Der große Vortei: Die Absicherung des Langlebigkeitsrisikios

Um die Kosten von Fondspolicen genauer zu analysieren, hat das Rating- und Analysehaus Morgen & Morgen eine Musterberechnung für einen 37-Jährigen mit einer Laufzeit von 30 Jahren durchgeführt. „Dabei ergibt sich eine durchschnittliche Kostenquote des Versicherungsmantels von rund einem Prozent – exklusive der Fondskosten. Bei kürzeren Laufzeiten steigt diese Quote – etwa auf zwei Prozent, bei einer Vertragsdauer von zwölf Jahren. Umgekehrt sinkt sie bei längeren Laufzeiten weiter, beispielsweise auf etwa 0,8 Prozent bei 40 Jahren Laufzeit. Berücksichtigt man die zusätzlichen Leistungen im Vergleich zu einem selbst verwalteten ETF-Sparplan, sind diese Kosten als angemessen zu bewerten“, betont Saal.

Thorsten Saal, Morgen & Morgen: „Eine durchschnittliche Kostenquote des Versicherungsmantels von rund einem Prozent – exklusive der Fondskosten:“ (Foto: M&M)

„Fondspolicen bieten neben der Möglichkeit der fondsgebundenen Altersvorsorge eine Reihe von Mehrwerten, darunter professionelle Beratung, kostenfreie Fondswechsel, ein An- und Ablaufmanagement, Rentenleistungen, optionalen Berufsunfähigkeitsschutz sowie wählbare Todesfallleistungen. Zudem bleiben sie im Falle einer finanziellen Notlage Bürgergeldsicher“, erklärt Saal weiter. Nach Angaben des Experten sorgt der Wettbewerb unter den Versicherern insgesamt für eine effiziente Kostenstruktur. Anbieter mit überdurchschnittlich hohen Kostenquoten hätten es schwer, sich am Markt zu behaupten, da Makler und Vermittler verstärkt auf preislich wettbewerbsfähige Produkte setzen würden.

Kostenquote bei rund einem Prozent

Auch IVFP-Geschäftsführer Hauer beziffert die durchschnittliche Kostenquote fondsgebundener Produkte aktuell bei etwas mehr als einem Prozent. „Bei einer durchschnittlichen Wertentwicklung deutscher Aktienfonds von knapp sechs Prozent und weltweiter Aktienfonds von rund acht Prozent per annum in den letzten 20 Jahren – nach Fondskosten – bieten marktübliche Fondspolicen durchaus einen angemessenen Kundennutzen“, sagt Hauer.

Prof. Michael Hauer, IVFP: „Die Stärken dieser Produkte liegen eindeutig in der Flexibilität der Kapitalanlage.“ (Foto: IVFP)

Vor dem Hintergrund der Kostendiskussion empfiehlt Neder, generell das Thema allgemeines Fondssparen parallel zum Thema Alterssparen anzusprechen. „Damit man das gleich getrennt voneinander behandeln kann. Dann kommen in der Regel auch kaum Einwände auf. Am häufigsten sicher das Kostenthema, das man aber meist durch die steuerliche Behandlung und die Anlagendiversifizierung entkräften kann.“

Bleibt abschließend die Frage, welche Relevanz die Produktgattung künftig haben wird: „Fondspolicen habe in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen“, zeigt sich IVFP-Geschäftsführer Hauer überzeugt. „Die Stärken dieser Produkte liegen eindeutig in der Flexibilität der Kapitalanlage. Aber auch mit der Möglichkeit, Beiträge anzupassen, Zuzahlungen zu leisten, Entnahmen vorzunehmen oder mit einer kapitalmarktnahen Anlage des Guthabens bis ins hohe Alter können diese Produkte punkten“, so Hauer weiter.

Zwar würden einige Fondspolicen immer noch hohe Kostenstrukturen aufweisen. Daher sei zu erwarten, dass die BaFin verstärkt auf Kostentransparenz und ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis achten werde. Einen wichtigen Faktor, um eine noch größere Marktdurchdringung zu erreichen, sieht Hauer aber in den Reformen der privaten Altersvorsorge. „Es ist höchste Zeit, die verpflichtende Beitragsgarantie bei Riester-Tarifen zu lockern.“

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