Schölermann: In der Vergangenheit haben wir uns als Branche zu meinem Bedauern sehr stark in den Renditewettbewerb geworfen, dadurch sind die Assets, die nur eine Versicherung bieten kann, leider ein Stück weit in den Hintergrund geraten. Glücklicherweise kommt die große Bedeutung des Themas Langlebigkeit allmählich in der Bevölkerung an. Der GDV weist in seiner aktuellen Kampagne „sieben Jahre länger“ zu Recht darauf hin, dass die Menschen im Schnitt sieben Jahre länger leben als sie denken, weil sie meist nur aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich schöpfen. Das heißt, sie schauen sich an, wie alt die Großeltern geworden sind. Dass sich die Lebenserwartung in den letzten Jahren so eklatant entwickelt hat, wird dabei kaum berücksichtigt.
Klaus-Peter Klapper, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing, Stuttgarter Lebensversicherung: Ich möchte noch einmal kurz auf die Eingangsfrage zurückkommen und die Absatzzahlen im Markt ansprechen: Wir decken bei der Stuttgarter das volle Produktsortiment von der „Klassik“ bis zu rein fondsgebundenen Policen ab, und das auch über alle Schichten, wo dies zulässig ist. Wir haben deshalb einen guten Gesamtüberblick über die Entwicklung in den Segmenten: Festzustellen ist, dass die rein fondsgebundene Police im Neugeschäft seit Jahren eine Querbewegung macht, weil sie nach wie vor auf eine sehr kleine Zielgruppe in Deutschland trifft. Die Kunden wollen – und da stimme ich meinen beiden Vorrednern zu – Sicherheit. Und dadurch dass der Gesetzgeber von den geförderten Produkten Garantien fordert, bestätigt er dieses Bedürfnis. Denn damit sagt der Staat seinen Bürgern quasi: Du musst für eine sichere Altersvorsorge ein Garantieprodukt wählen. So führt er sie weg von der rein fondsgebundenen Police, was ich angesichts der Niedrigzinsphase für nicht sinnvoll halte.
Meint „Sicherheit“ für den Kunden immer „Garantie“ oder könnte man Sicherheit auch anders definieren?
Albrecht: Das kann man durchaus unterschiedlich definieren und ich denke, dass sich die Mentalität der Bevölkerung hinsichtlich der Risikobereitschaft langsam ändert. Künftig wird es sicherlich immer mehr Kunden geben, die auf eine harte Zinsgarantie verzichten würden, wenn ihnen im Gegenzug höhere Renditechancen winken.
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Mischler: Schon jetzt zeigt sich ja, dass sich sehr viele Anbieter auf Produkte konzentrieren, die den Kunden lediglich eine Bruttobeitragsgarantie bieten. Das halte ich aber für nicht ungefährlich, denn eine Bruttobeitragsgarantie ermöglicht noch lange keine auskömmliche Rente. Im Gegenteil: Sie reduziert die notwendige Rendite. Sicherheit kann meines Erachtens auch bedeuten, dass man auf gemanagte Konzepte in der Kapitalanlage vertraut, die eine gewisse Stabilität erzeugen und die zugleich die entsprechende Performance ermöglichen. Denn gern wird vergessen, dass eine gute Performance dem Kunden auch ein gutes Stück Sicherheit bietet, das größer ist als eine Garantie von einem Prozent oder eine Bruttobeitragsgarantie. Und wenn meine Kollegen hier am Tisch sagen, die Deutschen seien sicherheitsorientiert und akzeptierten keine Rückschläge, kann ich nur sagen: Bei der gesetzlichen Rente akzeptieren die Bürger sehr wohl, dass die Leistungen schwanken und von Jahr zu Jahr sinken…
Seite drei: Grenzen bei den Geschäftspartnern