Den rund 7.000 Anlegern des Schiffsfonds MPC Offen Flotte Santa-B Schiffe aus dem Jahr 2006, droht der Totalverlust. Anlegeranwälte sind alarmiert. Nach gescheiterten Rettungsbemühungen muss Reeder Claus-Peter Offen 14 Fonds-Containerschiffe verkaufen.
Medienberichten zufolge drängten die Gläubigerbanken HSH Nordbank, Commerzbank und ein norwegisches Institut darauf, dass die Schiffe mit einer Stellplatzkapazität für 1.800 beziehungsweise 2.800 Standardcontainer (TEU) verkauft werden. Denn mit den derzeit erzielbaren Charterraten von rund 6.000 US-Dollar pro Tag lassen sich weder die Kredite tilgen, noch die Zinsen zahlen oder die Betriebskosten decken. Notwendig wäre und kalkuliert wurde das dreifache.
Bis heute sind nach einer Studie des Hamburger Analyseunternehmens Deutsche Fondsresearch 113 Schiffe in die Insolvenz geschippert. 266 Fonds befinden sich in der Sanierung, 84 Schiffe wurden verkauft.
Bei den Santa-B-Schiffen haben die drei Banken die rund 7000 Anleger nun aufgefordert, dem Verkauf der Schiffe zuzustimmen. Dafür würden sie im Gegenzug auf eine Rückzahlung der 2008 einmalig aus den Fonds geflossenen Ausschüttung verzichten. „Eine Entscheidung über den Verkauf wird aber erst in etwa vier Wochen fallen“, sagte Reeder Claus-Peter Offen dem Hamburger Abendblatt. So lange bliebe den betroffenen Investoren Zeit, sich zu entscheiden.
Trotz der absehbaren Verluste seien die Anleger an einer Rettung des Fonds kaum mehr interessiert. Im Herbst 2012 seien nur knapp 2.500 von ihnen bereit gewesen, noch einmal frisches Kapital nachzuschießen. Insgesamt seien schließlich nur 6,6 Millionen Euro statt der notwendigen 23,7 Millionen Euro zusammen gekommen.
Mehrere Anwaltskanzleien haben eigenen Angaben zufolge bereits Klage eingereicht, um Schadensersatzansprüche für ihre Mandaten geltend zu machen. Darunter auch die Kanzlei Nittel aus Heidelberg. Nach Einschätzung der Anwälte gibt es in dem Fall gleich mehrere Anspruchsgegner. Dazu zählten neben den Prospektverantwortlichen, die Gründungsgesellschafter des Fonds sowie die Vertriebe Postbank Finanzberatung und die Hamburger Sparkasse (Haspa).
„Den Anlegern wurde eine hochspekulative Anlage als sicher angeboten“, lautet zusammengefasst der Hauptvorwurf der Fondsgeschädigten, wie der Anlegeranwalt Mathias Nittel feststellt. Für den Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, dessen Kanzlei hunderte geschädigter Schiffsfonds-Anleger vertritt, ein schockierendes Verhalten der Berater und beratenden Banken: „Die vielfältigen Risiken der Beteiligung, wie beispielsweise die angesichts der Marktsituation höchst fragwürdigen Annahmen zur Entwicklung der Charterraten oder die mit der Kreditaufnahme in japanischen Yen verbundene Kreditspekulation, die für den Fonds absehbar existenzbedrohende Ausmaße annehmen konnte, lagen auf der Hand, waren aber in keinem der mir bekannten Fälle Gegenstand der Beratung der Anleger.“
Rechtsanwaltskollege Michael Minderjahn meint, dass der Prospekt zahlreiche Fehler und Ungereimtheiten aufweisen, die in Teilen den Vorwurf der Täuschung nahelegten. So sei beispielsweise der Anteil der von den Anlegern investierten Gelder, die tatsächlich in die Schiffsinvestition fließen, nicht ausgewiesen worden, obwohl der Bundesgerichtshof dies ausdrücklich verlange. „Rund 33 Prozent des Kommanditkapitals flossen gar nicht in den Kauf der Schiffe, sondern wurden für so genannte Weichkosten verwendet.“ Auch die vollständigen Vertriebskosten, die sich auf mehr als 25 Prozent des Kommanditkapitals belaufen hätten, seien im Prospekt pflichtwidrig nicht offen ausgewiesen worden.
Heftige Kritik äußert Rechtsanwalt Nittel gegenüber den Banken, die den Vertrieb des Fonds übernommen haben: „Bei einer ordentlichen Prüfung des Beteiligungsangebots mit banküblicher Sorgfalt, wie sie die Rechtsprechung fordert, hätten sie erkennen müssen, dass es sich bei dem Fonds um eine hoch spekulative Anlage handelt, die grandiose Risiken in sich trägt.“ Dass der Fonds auch Rentnern, Pensionären und sogar Familienvätern angeboten worden sei, erkläre sich daraus, dass an die in den Vertrieb eingebundenen Banken, Sparkassen und sonstigen Finanzberater bis zu 14 Prozent der Einlage an Vertriebsprovision gezahlt worden seien, meint Nittel. Sein Fazit: „Die Gier nach Provisionen hat hier offenkundig jeden Skrupel verdrängt.“ (af)
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