Geht es um den Blick in die berühmte Glaskugel, weiß Joachim Schallmayer Gutes zu berichten. „Grünes Licht für die Aktienmärkte auch im kommenden Jahr“ lautet die Devise des Leiters Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank. Dafür macht der Börsenfachmann vor allem die Unternehmensgewinne verantwortlich. Die Zahlen der letzten 60 Jahre hätten gezeigt, dass sich die Profite der Unternehmen am nominalen Weltwirtschaftswachstum orientiert hätten. Hier rechnet Deka-Chefvolkswirt 2025 Ulrich Kater mit einem Plus von drei Prozent.
Mit Blick auf die Regionen zählen die USA dank des höheren Gewinnwachstums weiterhin zu den Favoriten der Auguren. „Höhere Gewinne, aber auch höhere Risiken für negative Überraschungen“, lautet die Einschätzung von David Bianco, Chief Investment Officer USA, mit Blick auf die Aussichten für US-Aktien. Die Bewertungen dürften mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,5 nach wie vor sehr hoch bleiben. Angesichts der Gewinndynamik und einer langanhaltenden Expansion der Wirtschaft ist dies nach Ansicht der meisten Wall Street-Experten aber zu rechtfertigen:
Der ehemalige Chefstratege der Deutschen Bank Ed Yardeni, der heute seine eigene Research-Boutique betreibt, rechnet beim marktbreiten S&P 500-Index mit 7000 Punkten. „Aktienanleger sind begeistert vom Regimewechsel zu einer wirtschaftsfreundlicheren Politik, die Steuersenkungen und Deregulierung fördert“, schrieb er in einer Kundennotiz. Die „animalischen Instinkte“, die durch die Wirtschaftspolitik des US-Präsidentschaftswahlsiegers Donald Trump freigesetzt würden, könnten den marktbreiten Index bis zum Ende des Jahrzehnts gar auf 10.000 Punkte treiben, glaubt Yardeni.
Privater Konsum könnte für zusätzlichen Schub sorgen
Auch Morgan Stanley-Stratege Michael Wilson, der in den letzten Jahren für seine pessimistischen Prognosen zu US-Aktien auf sich aufmerksam machte, ist angesichts der „animalischen Instinkte“ ins Lager der Bullen gewechselt: „Die US-Bewertungen sind hoch, aber dazu tragen bessere Makrodaten in den USA bei, eine mögliche künftige US-Zollpolitik, die sich negativer auf das Wachstum im Rest der Welt auswirkt, und Animal Spirits, die zu einer Ausweitung der Rallye führen.“ Der vielbeschworene Begriff geht auf John Maynard Keynes zurück, den der Nationalökonom 1936 in seinem Klassiker „Allgemeine Theorie der Arbeit, des Zinses und des Geldes“ entwickelte. Er beschreibt damit Instinkte, Neigungen und Emotionen, die das menschliche Verhalten zu beeinflussen scheinen.
Zu den renditestärksten US-Fonds der vergangenen Jahre zählt der im Juli 2007 aufgelegte und von Morningstar mit der Bestnote von fünf Sternen versehene JPMorgan Funds – US Select Equity Plus Fund. Mit einer kuriosen Konstruktion wartet der vergleichbar gut laufende GQG Partners US Equity Fund auf: 86 Prozent des Portfolios entfallen US-Titel. Zu den am höchsten gewichteten Aktien zählt aber auch der dänische Pharma-Überflieger Novo Nordisk. Der ebenfalls mit fünf Morningstar-Sternen ausgezeichnete Anlagepool konnte seinen Vergleichsmaßstab, den S&P 500, kontinuierlich hinter sich lassen.
Auch für europäische Unternehmen stehen 2025 die Ampeln auf Grün. „Der langanhaltende globale Abwärtstrend in der Industrie könnte 2025 enden“, blickt Marcus Poppe, Co-Head europäische Aktien bei der DWS, voraus. Sollte es zu einem Stimmungswechsel kommen, könnte der private Konsum für einen erheblichen Schub sorgen, wenn die derzeit sehr hohe Sparquote in Europa von 15 Prozent heruntergefahren werde. Trotz des rekordhohen Bewertungsabschlags gegenüber US-Titeln von 45 Prozent erwartet Poppe aber zumindest in der näheren Zukunft nicht, dass europäische Aktien besser abschneiden als ihre US-Pendants.