Lediglich 52 Prozent der Bevölkerung mittleren Alters zählen das Deutsche Gesundheitssystem noch zu den drei besten der Welt. Diese Zahlen ermittelte die Unternehmensberatung PwC im Healthcare-Barometer 2024. Nicht zuletzt diese Skepsis gegenüber der Gesundheitsversorgung in Deutschland dürfte ein Grund für viele Angehörige einer gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sein, ihr Absicherungsniveau mit einer Privaten Krankenzusatzversicherung zu erhöhen, mutmaßen die Ratingautoren des Analysehauses.
Rund zehn Milliarden Euro investierten die Versicherten im Jahr 2022 in diesen zusätzlichen Schutz, fünf Prozent mehr als im 2021 zuvor. Die Krankenzusatzversicherungen bilden damit ein solides Standbein für die Private Krankenversicherung, und sie sorgen für ein willkommenes Wachstum in der PKV, betont das Analysehaus.
Nach Aussage von Michael Franke, Gesellschafter-Geschäftsführer von Franke und Bornberg, ist die zahnärztliche Versorgung der wichtigste Leistungsbereich für die Kunden. Hinsichtlich der Produktentwicklung seien die Versicherer dort am innovativsten. „Leitungszusagen wurden auf breiter Front erhöht, ohne Angebot einer 90 oder sogar 100-prozentigen Absicherung für Zahnersatz ist man als Produktgeber längst nicht mehr wettbewerbsfähig“, sagt Franke.
Im Aufwind sieht Franke zudem nun auch die betriebliche Krankenversicherung: Budgettarife mit einem einfachen Leistungsversprechen für Arbeitgeber und Mitarbeiter hätten den Durchbruch gebracht, so Franke weiter.
Krankenversicherung nach dem Baukastenprinzip
Besonders gefragt sind Zahnzusatzversicherungen, gerade weil bei der Zahngesundheit für gesetzlich Versicherte schnell hohe Eigenbeteiligungen fällig werden, beispielsweise für Füllungen aus Kunststoff, Metall, Keramik oder einen implantatgetragenen Zahnersatz.
Ebenfalls attraktiv erscheinen nach Angaben des Analysehauses Krankenhauszusatzversicherungen. Zudem gewönnen ambulante Zusatzversicherungen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit an Bedeutung. Hier liege der Fokus einerseits auf Vorsorgeuntersuchungen, die helfen können, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Andererseits sichern sie einen gleichberechtigten Zugang zu alternativer Medizin, indem sie die Kosten für Heilpraktikerbehandlungen und Naturheilverfahren durch Ärzte abdecken, schlussfolgert das Analysehaus.
Krankenzusatzversicherung 2024: Das Rating
Angesichts der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten gliedert Franke und Bornberg das Rating Krankenzusatzversicherung in sechs Teilratings für die einzelnen Sicherungsbereiche.
Untersucht wurden
- Zahnersatz
- Zahnbehandlung
- Stationär
- Sehhilfen
- Naturheilverfahren
- Vorsorge
Dabei gelten für jedes Teilrating eigene Leistungskriterien. Die Ratingsystematik wurde gegenüber den Vorjahren nicht verändert. Für die Bestnote FFF+ (hervorragend) muss ein Tarif mindestens 85 Prozent der maximal möglichen Punkte erreichen. Schulnoten von „hervorragend“ (FFF+) bis „ungenügend/ keine Leistung“ (F-) bringen das Qualitätsurteil auf den Punkt.
Versicherer mit Top-Ratings
Von insgesamt 40 untersuchten Gesellschaften haben 36 in mindestens einer Kategorie die höchste Bewertung „hervorragend“ (FFF+) erhalten. Allrounder und damit Spitzenreiter ist wie im vergangenen Jahr die SDK. Sie bietet in jeder Kategorie mindestens einen Tarif mit der Höchstnote „hervorragend“ (FFF+).
Zahnersatz: Rund 20 Prozent „hervorragend“.
Maßgeblich für die Note ist die Erstattungshöhe für Zahnersatz im Rahmen der Regelversorgung und – noch wichtiger – darüber hinaus. Das betrifft Implantate inklusive augmentativer Behandlungen (Aufbau von Knochenmasse) sowie Kronen, Inlays und Prothesen. Mit 19 Prozent erhielt rund jeder fünfte Tarif die Höchstbewertung FFF+.
Zahnbehandlung, Zahnprophylaxe, professionelle Zahnreinigung
Hier untersuchte das Analysehaus das Leistungsversprechen der Tarife für Zahnbehandlung, Prophylaxe (professionelle Zahnreinigung) sowie für besondere Behandlungen, die gesetzliche Krankenkassen nur zum Teil oder gar nicht zahlen. Die Topnote FFF+ erhalten 21 Prozent der untersuchten Tarife.
Gut ein Viertel der Tarife landen in der Gruppe ungenügend oder keine Leistung, weil sich der Leistungsanspruch auf die Erstattung für Zahnersatz konzentriert. Für Kunden, die beispielsweise keine Leistung für eine professionelle Zahnreinigung benötigen, weil ihre Krankenkasse diese bezuschusst, können diese Angebote dennoch interessant sein.
Stationäre Leistungen: Einbettzimmer und Privatarztbehandlung
Geprüft werden etwa die Erstattung für ärztliche Leistungen wie Chef- oder Privatarztbehandlung, vor- und nachstationäre Behandlung, Leistungen für das Ein- oder Zweibettzimmer sowie die freie Krankenhauswahl. 23 Prozent der Tarife schneiden „hervorragend“ ab, im Rating 2023 waren es noch 26 Prozent. 27 von 123 Tarifen kommen über die Note „befriedigend“ nicht hinaus. Darunter fallen auch Angebote, die nur für Unfälle und/oder schwere Erkrankungen leisten und damit nur eine Ausschnittsdeckung bieten.
Sehhilfen: Geld für Brillen und Kontaktlinsen
Im Jahr 2023 wurden laut dem Zentralverband der Augenoptiker rund 12,2 Millionen Brillen verkauft. Da sich die GKV für Erwachsene nur noch in Ausnahmenfällen an Sehhilfen beteiligt, sind hohe Eigenbeteiligungen an der Tagesordnung. Was zahlen Versicherer für Gläser, Fassungen oder Kontaktlinsen und in welchem Zeitraum? Anhand dieser Fragen werden die Noten vergeben. 14 Prozent der Tarife im Segment Sehhilfen erhalten ein „hervorragend“.
Naturheilverfahren von Heilpraktikern und Ärzten
Hier untersuchte Franke und Bornberg, welche alternativen Heilmethoden ein Tarif abdeckt und wieviel Prozent der Kosten dieser übernimmt. Für einen Top-Tarif verlangt das Analysehaus mindestens 80 Prozent bis zu einem Rechnungsbetrag von 1.000 Euro. Das sei ein „Muss“. Laut Franke überspringen nur sieben Prozent der Tarife diese Hürde und werden mit „hervorragend“ bewertet.
Allerdings erhielten rund 40 Prozent der Tarife ein „ungenügend oder keine Leistung“, da die Tarife keine Leistungen für Naturheilverfahren umfassen.
Vorsorge: Über die GKV-Leistungen hinaus
Welche Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen sind über das gesetzliche Maß hinaus versichert und wieviel erstattet der Tarif jeweils? Welche Altersgrenzen sind dabei einzuhalten? 16 Prozent der Tarife können in allen Aspekten überzeugen. Auch hier boten aber rund 40 Prozent gar keine Vorsorgeleistungen an.
Tarife auf solidem Niveau
Das neue Rating zeigt, dass sich die Tarife auf einem soliden Niveau bewegen. Auch, wenn im Schnitt nur knapp jeder fünfte Vertrag die höchste Bewertung „hervorragend“ erreicht, weitere 15 Prozent erhielten ein „sehr gut“. Das Mittelfeld ist mit 27 Prozent guten Bewertungen breit vertreten.
Alle Leistungsbereiche auf Top-Niveau abzudecken ist nach Aussage von Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken bei Franke und Bornberg, sehr teuer und zudem auch nur bei den wenigsten Anbietern möglich. Monke empfiehlt Kunden, besser ein oder zwei Schwerpunkte zu setzen: „Durchgängig eine mittelmäßige Qualität abzusichern macht in meinen Augen wenig Sinn, weil dann im Einzelfall immer noch große Lücken und hohe Eigenbeteiligungen verbleiben können. Lieber gezielt Hochleistung versichern etwa in den wichtigen Bereichen Krankenhaus und Zahnersatz“, lautet das Fazit des Analysten.
Die Ergebnisse des Ratings Krankenzusatzversicherung stellt Franke und Bornberg im Internet unter diesem Link kostenlos bereit.