Franke und Bornberg: Die besten Privaten Haftpflichtversicherer

Foto: Neuhausen/Franke und Bornberg
Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg.

Für das PHV-Rating 2020 hat Ratingspezialist Franke und Bornberg insgesamt 562 Tarife zur privaten Haftpflichtversicherung analysiert. Und dabei interessante Trends entdeckt. So heben die Deckungssummen immer mehr ab und erste Versicherer kalkulieren Prämien nach Postleitzahlen. Die Rating-Bilanz des PHV-Jahrgangs 2020.

Wer anderen einen Schaden zufügt, muss dafür geradestehen. War keine Absicht im Spiel, bewahrt (fast immer) eine private Haftpflichtversicherung (PHV) vor den finanziellen Folgen – und manchmal sogar vor dem Ruin. Das macht die PHV zur wichtigsten freiwilligen Versicherung. Mehr als 80 Prozent aller Haushalte in Deutschland setzen auf ihren Schutz.

PHV: Deckungssummen heben ab

So hat sich seit dem Erstrating die Tarifqualität spürbar verändert. „Neue Tarifgenerationen schneiden fast immer besser ab als ihre Vorgänger“, berichtet Christian Monke, Leiter Versicherungsanalyse bei Franke und Bornberg. PHV-Versicherer setzten bei den Bedingungen zunehmend auf Transparenz und nachvollziehbare Leistungen.

„Tarifliche Regelungen werden heute präzise und weitaus detaillierter beschrieben als noch vor einigen Jahren“, so Monke. Der Einschluss von Luftfahrzeugen wie Drohnen und Copter in die PHV sei ein gutes Beispiel für Verbesserungen.

So hätten die meisten Gesellschaften ihre restriktive Haltung aufgegeben, Gewichtsbeschränkungen gelockert und den Ausschluss von Luftfahrzeugen mit Motor aus den Bedingungen gestrichen. Nur noch wenige Gesellschaften verlangten für Drohnen & Co. einen Extrabeitrag, so Monke.

Gleichzeitig beobachtet Franke und Bornberg steigende Deckungssummen. Versicherer wie die WGV und Signal Iduna bieten nach Angaben des Rating-Unternehmen im Top-Tarif mittlerweile bis zu 75 Millionen Euro, die Allianz in ihrem Premium-Tarif sogar bis zu 100 Millionen Euro Deckung.

PHV: Prämie nach Postleitzahl?

In der Tarifkalkulation für die PHV beobachten die Analysten derzeit einen bemerkenswerten Trend. Erste Versicherer kalkulieren ihre Haftpflichtprämien abhängig vom Wohnort (PLZ).

Zu den Pionieren der PLZ-Differenzierung zählen Interlloyd, AXA und HDI. Noch ist ungewiss, ob sich der Trend zur PLZ-basierten Prämie durchsetzen wird. Auch über die zugrunde liegende Datenbasis ist noch wenig bekannt.

Beim Nutzen zeigt sich Monke skeptisch: „Auf den ersten Blick erscheint der Wunsch nach bedarfsgerechter Tarifierung nachvollziehbar. Doch jede Differenzierung führt zu kleineren Kollektiven. Wo es Gewinner gibt, sind auch Verlierer. Und was einige Kunden mit günstiger Postleitzahl bei ihrer PHV sparen können, müssen in Zukunft andere drauflegen. Das erinnert mich an die inflationäre Entwicklung der Berufsgruppen in der BU-Versicherung.“

PHV: Insurtechs können einfach. Können sie auch gut?

Für das PHV-Rating 2020 hat Franke und Bornberg insgesamt 562 Tarife nach 55 Kriterien je nach Produktvariante unter die Lupe genommen, darunter auch Tarife von Startups wie Adam Riese, Getsafe, helden.de, Lemonade, Neodigital und One.

Diese richten sich nach den Wünschen ihrer zumeist jüngeren Kundschaft aus und setzen auf schlanke PHV-Tarife. Übersichtliche Leistungen sollen Antragsstrecke und Schadenbearbeitung einfach und vor allem schneller machen.

Aber wie leistungsfähig kann schlanker Versicherungsschutz sein? Monke: „Ein schlanker Tarif bedient vor allem den Wunsch nach weniger Komplexität. Das schafft Vertrauen, aber noch lange keinen Top-Tarif. Einige PHV-Tarife von Insurtechs landen am unteren Ende unserer Bewertungsskala.“

Doch es geht auch anders. In ihren Top-Tarifen können es manche Startups durchaus mit etablierten Anbietern aufnehmen, wie das PHV-Rating 2020 zeigt. Verbraucherfreundlich ist der Trend zu mehr Flexibilität. Mit einer täglichen Kündigungsfrist in der PHV punkten zum Beispiel die Newcomer helden.de oder Getsafe.

Rating Private Haftpflichtversicherung 2020 im Überblick

Beim PHV-Rating unterscheidet Franke und Bornberg zwischen Top- und Grundschutz sowie den Lebenssituationen Familien und Single. Seit dem Erstrating 2015 ist die Qualität im Bereich Topschutz noch einmal deutlich gestiegen. Die höchste Bewertungsstufe FFF erreichen aktuell knapp 44 Prozent (2015: 17 Prozent) der Familientarife. Bei den PHV-Tarifen für Singles gelingt dies knapp 38 Prozent (2015: 17 Prozent) der Bedingungswerke.

Die Mindestanforderungen für den Bereich Topschutz lag bei einer Mindestdeckungssumme 10 Millionen Euro für Personen- und Sachschäden sowie 100.000 Euro bei Vermögensschäden und Versicherungsschutz für deliktunfähige Kinder (nicht im Single-Tarif), Forderungsausfall, Gefälligkeitshandlungen und für beruflichen Schlüsselverlust. Hier geht es zum aktuellen Rating.

Ergebnisse Topschutz PHV

Ergebnisse Grundschutz PHV

Beim Grundschutz lagen die Mindestanforderungen bei einer Deckungssumme von mindestens drei Millionen Euro für Personen- und Sachschäden sowie 50.000 Euro für Vermögensschäde. Auch beim Grundschutz verzeichnet Franke und Bornberg ebenfalls einen deutlichen Qualitätszuwachs. Die höchste Bewertungsstufe FFF erreicht aktuell knapp 13 Prozent (2015: zwei Prozent) der Familientarife mit Grundschutz. Unter den PHV-Singletarifen kommen jetzt ebenfalls rund 13 Prozent (2015: zwei Prozent) der Tarife in die Top-Ränge. (dr)

Grafiken: Franke und Bornberg/ Neuenhausen

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