Das Analysehaus Franke und Bornberg hat die vierte Ausgabe seines ESG-Reports veröffentlicht. Die neue Studie zeigt die Fortschritte und Herausforderungen der deutschen Versicherungsbranche im Bereich Nachhaltigkeit. An der Neuausgabe des diesjährigen Reports haben 23 Versicherungskonzerne mitgewirkt. Laut Franke und Bornberg repräsentieren sie insgesamt 112 Erstversicherer und bilden nach gebuchten Bruttobeiträgen rund 50 Prozent des Marktes ab.
ESG: „Chance und Verpflichtung“
Der 4. ESG-Report gliedert sich in zwölf Abschnitte und wurde genau wie im Vorjahr in einigen Bereichen weiterentwickelt sowie um neue Themen ergänzt. Erstmals finden sich Informationen zu den Themen Wesentlichkeitsanalyse, Ressourceneinsparmaßnahmen, Pläne zum Erreichen der Klimaneutralität sowie Transformation der Kapitalanlage im ESG-Report.
„Nachhaltigkeit ist eine wirtschaftliche Chance und eine moralische Verpflichtung. Und Versicherer haben die Hebel in der Hand aktive Gestalter der Transformation zu sein“, erklärt Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH. „Wir spüren aber gerade viel Unsicherheit bei den Unternehmen aufgrund regulatorischer Vorgaben und kritischer öffentlicher Beobachtung. Wir würden uns dennoch mehr Selbstbewusstsein auf Versichererseite wünschen, so dass Erfolge sichtbarer gemacht und Fortschritte offener kommuniziert werden.“
Die Ergebnisse des aktuellen Reports zeigen laut F&B, dass die Unternehmen auf einem guten Weg sind, die Nachhaltigkeitsziele im Allgemeinen zu erreichen. Insbesondere in der Kapitalanlage gewinnen nachhaltige Investments zunehmend an Bedeutung und etablieren sich als zentraler Bestandteil der strategischen Ausrichtung. Zwar seien die vorhandenen Potenziale in diesem Bereich noch lange nicht vollständig ausgeschöpft, doch der positive Trend hin zu verantwortungsbewussten und zukunftsorientierten Investitionen seien deutlich erkennbar, betont das Analysehaus.
Elf Versicherer investieren aktiv in Transformationsprojekte
In den zwölf Abschnitten wurden detailliert die wichtigsten Aspekte beleuchtet, etwa auf den Einfluss der Versicherer auf die nachhaltige Transformation der Wirtschaft. So gaben von 23 befragten Unternehmen elf an, aktiv in Transformationsprojekte zu investieren, während ebenfalls elf ein solches Engagement verneinten. Ein Unternehmen machte keine Angaben.
„Wir sind der Ansicht, dass gezielte Investitionen in nachhaltige Produkte einen wirkungsvolleren Hebel für die Transformation nicht-nachhaltiger Unternehmen darstellen können als deren Ausschluss“, erklärt Franke. Ermittelt wurde für den Report etwa die Investitionen der Versicherer in Artikel- 8- und 9-Fonds, in Erneuerbare Energien oder auch in nachhaltige Wald- und Landwirtschaft.
Großteil der Versicherer misst Treibhausgasausstoß des Portfolios
Um die Wirkung der Nachhaltigkeitsstrategie der Kapitalanlage, insbesondere im Bereich Umwelt, bewerten und verbessern zu können, sei es wichtig, die Treibhausgasemissionen der gesamten Kapitalanlage zu erfassen.
Nach Aussage von F&B hätten inzwischen drei Viertel der Versicherer begonnen, den THG-Ausstoß ihres Portfolios zu messen. Der Haken ist laut F&B, dass für die Messung verschiedene Methoden angewandt werden können.
Oftmals wird sogar innerhalb eines Unternehmens mehr als eine Messmethode angewandt. Durch die verschiedenen Berechnungsmethoden lässt sich die Höhe des Treibhausgas-Ausstoßes nicht zwischen den Versicherern vergleichen. Ob die Intransparenz gewollt ist, beantwortet die Analyse leider nicht.
Spenden für Hilfsorganisationen und Bildungsprojekte
Wie vielfältig die ESG-Betrachtung der Versicherer ist, zeigt beispielsweise auch die Analyse der Spendenbreite der Versicherer. Demnach wurden am häufigsten Bildungs- und Erziehungsprojekte sowie Hilfsorganisationen unterstützt.
Denkmalschutz scheint dagegen keine große Rolle zu spielen. Regionale Initiativen finden hingegen häufig die Unterstützung der Versicherer. Insofern lasse sich festhalten, dass die Spendenentscheidung sehr unternehmensindividuell ist, gleichermaßen aber auch einem intensiven Controlling unterliegen sollte, fordert F&B.
Versicherer reduzieren Stromverbrauch
Verringert hat sich im Vergleich zu den Vorjahresreports der Stromverbrauch der Versicherer. Das hängt jedoch nicht unbedingt mit einer hohen Home-Office-Quote zusammen. Dies wurde in einer Korrelationsanalyse festgestellt. Der sinkende Stromverbrauch liegt viel mehr an allgemeinen Stromsparmaßnahmen die Effizienz der Gebäude und Technik betreffend
Nachhaltigkeits-Score in Vorbereitung
„Es ist erfreulich, dass der positive Transformationsprozess trotz zahlreicher Hürden und Hindernisse weiterhin ungebrochen voranschreitet,“ resümiert Franke. Im Jahr 2025 will das Analysehaus dann einen eigens entwickelten Nachhaltigkeits-Score veröffentlicht. Ziel sei es, Verbrauchern, Investoren sowie weiteren Stakeholdern eine Orientierungshilfe zu bieten.
Laut F&B basiert der Score auf der Analyse von über 100 Einzelkriterien, die in sechs zentrale Fokusthemen unterteilt sind. Grundlage sind Daten aus Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen, dem Franke und Bornberg ESG-Rating und dem ESG-Report, ergänzt um die Nachhaltigkeitsqualität der angebotenen Produkte. Wie üblich stellt F&B Details zu den ESG-Unternehmensratings auf seiner Homepage unter https://www.franke-bornberg.de/ratings/esg/esg-rating bereit.