Können Sie Kundinnen besser beraten als ein männlicher Berater?
Dadurch, dass ich schon seit vielen Jahren frauenspezifisch berate, kann ich sicher anders beraten als viele, die andere Zielgruppen haben. Ich war immer gezwungen, genau darauf zu achten, was die Einzelne wirklich will. Wichtig war und ist es, eine Vertrauensbasis zu schaffen, da teilweise sehr private Dinge besprochen werden müssen.
Wenn es um eine Berufsunfähigkeitsversicherung geht, ist es manchen Kundinnen beispielsweise unangenehm zuzugeben, dass sie eine Psychotherapie gemacht haben oder bestimmte Operationen hatten. Einen vertrauensvollen Rahmen zu haben, ist für Frauen, glaube ich, noch wichtiger als für Männer.
Das Entscheidende, das viel wichtiger ist als das Geschlecht, ist meiner Ansicht nach aber die Unabhängigkeit einer Beratung. Man darf nicht gezwungen sein, irgendwelche Produkte zu verkaufen. Das Interesse an den Menschen muss im Vordergrund stehen.
Sie beraten nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Nehmen Sie in der Beratung Unterschiede zwischen den Geschlechtern wahr?
Mein Slogan lautet: „Ich berate Frauen und nette Männer“ – Frauen kommen sowieso und Männer, die nach einer Empfehlung von Kundinnen kommen, passen zu uns und wir zu ihnen. Das spricht sich herum, so dass die „Männerquote“ automatisch ansteigt. Die Initiative, sich an mich zu wenden, geht dabei oft von der Frau aus.
Paare kommen beispielsweise zu mir, wenn die Frau aufgrund der Kindererziehung im Job kürzertritt, der Mann einen Ausgleich schaffen soll und nun eine Lösung gefunden werden muss, wie sich das am besten umsetzen lässt. Es kommen auch oft Geschwister zusammen mit ihrer Mutter oder ihrem Vater, um Anlagegestaltungsfragen zu regeln, wenn eine Erbschaft angefallen ist.
Geschlechtsspezifische Unterschiede auszumachen, ist schwierig. Wie eingangs erwähnt, sind die Unterschiede innerhalb der Gruppe der Frauen viel größer als zwischen Männern und Frauen. Generell stelle ich bei meinen Kunden allerdings fest, dass Frauen oft weniger Lust auf das Thema Finanzen haben.
Das zeigt sich bei ihrer eigenen Altersversorgung, bei Erbschaften und vielen anderen Herausforderungen. Ich beobachte, dass viele, die sich dann einige Zeit damit beschäftigt haben, mehr und mehr Interesse entwickeln und sogar manchmal richtig Spaß an der Diskussion haben, die dann oft auch über das reine Anlagethema hinaus geht und größere wirtschaftliche Themen betrifft.
Seite drei: „Man muss heute gut vernetzt sein„