Frauen im Finanzvertrieb: Wenn Thomas endlich Platz macht

Kathrin Löhr vor dem Hintergrund eines Büroflurs
Foto: Christina Loehr
Katrin Löhr, FH Dortmund: „Eine gleichberechtigte Gestaltung durch Frauen und Männer würde der Branche gut tun."

Exakte Zahlen sind nicht verfügbar, doch es ist mehr als offensichtlich: Im Finanz- und Versicherungsvertrieb sind Frauen gegenüber Männern zahlenmäßig deutlich unterlegen. Dabei sind Vermittlerinnen umworben – und haben durchaus gute Chancen. Die Bestandsaufnahme.

Wohl jede oder jeder von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wird das kennen, sofern Sie im Finanz- oder Versicherungsvertrieb tätig sind: Auf Roadshows, bei Produktvorstellungen, Fachkongressen und ähnlichen Veranstaltungen für die Vertriebspartner sind Männer regelmäßig weit in der Überzahl. Auf Präsenzveranstaltungen, die der Autor dieser Zeilen vor allem zu Sachwert- und Immobilienthemen gelegentlich besucht, liegt der Männeranteil in der Regel gefühlt um die 90 Prozent, meistens eher darüber als darunter.


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Die Überzahl der Männer im Finanz- und Versicherungsvertrieb ist offensichtlich. Trotzdem überrascht es etwas, dass genaue Zahlen zur Aufteilung der Geschlechter in der Finanzdienstleistungsbranche nicht verfügbar sind. So winkt etwa die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ab. Sie führt das amtliche Vermittlerregister für Zulassungen nach Paragraf 34d, 34f, 34h oder 34i GewO, teilt auf die entsprechende Cash.-Anfrage aber mit: „Leider müssen wir hier passen, da uns keine geschlechtsspezifischen Zahlen vorliegen“.

Google und ChatGPT geben wenig her

Auch Google und ChatGPT geben dazu erstaunlich wenig her. Google wirft zu verschiedenen Stichworten auf den ersten drei Seiten hauptsächlich Links zu Untersuchungen über den (geringen) Frauenanteil in Vorständen von Banken und Versicherungen oder zum Anlageverhalten von Frauen aus, nicht aber zum Frauenanteil in der Finanzberatung oder Versicherungsvermittlung, also an der „Front“.

ChatGPT wiederum behauptet zunächst forsch: „In der Anlageberatung liegt der Frauenanteil in Deutschland schätzungsweise zwischen 25 Prozent und 30 Prozent. Hier sind besonders die Berufe im Vermögensmanagement und der Finanzberatung betroffen, die oft ein männlich dominiertes Umfeld aufweisen.“ Auf die Frage nach den Quellen dafür, räumt die KI allerdings ein: „Die Zahlen zum Frauenanteil in der Finanzwirtschaft, insbesondere in der Anlageberatung, sind schwer zu finden, da es keine spezifischen Statistiken gibt, die sich ausschließlich auf diesen Bereich konzentrieren. Allerdings ist bekannt, dass Frauen in der Finanzbranche, einschließlich Anlageberatung, unterrepräsentiert sind.“ Aha. Und woher?

Dazu verweist ChatGPT auf einige eher allgemeine Veröffentlichungen und rät, bei verschiedenen Institutionen direkt anzufragen, kommt aber zu dem Schluss: „Diese Daten deuten darauf hin, dass der Frauenanteil in der Anlageberatung ebenfalls relativ gering ist und wahrscheinlich zwischen 25 Prozent und 30 Prozent liegt.“ Nun ja, auch die KI hat eben noch ihre Grenzen, zumal sie mit ihrer Schätzung zumindest in Bezug auf den Anteil an selbstständigen Vermittlerinnen im Finanz- und Versicherungsvertrieb deutlich zu hoch liegen dürfte.

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