„Versicherer sollten ihre Unternehmenskultur überprüfen“

Bewerber, ob Mann oder Frau, stellen heute andere Anforderungen an einen Arbeitgeber. Sie erwarten neben sinnstiftenden Aufgaben auch Gestaltungsspielraum und legen weniger Wert auf Status und Prestige als die Generationen zuvor. Die Balance von Beruf und Familie hat höheres Gewicht bekommen und wird von Frauen wie Männern reklamiert.

Warum braucht die Branche mehr Frauen?

Ihr Nachwuchsproblem bekommt die Versicherungsbranche wie gesagt nur dann in den Griff, wenn sie gezielt Frauen rekrutiert. Weibliche Stärken wie Kompetenz, Kundenorientierung und Zuverlässigkeit sind zudem für jedes Unternehmen wertvoll.

Frauen können zuhören, sind sozial wachsam, kommunikationsstark und flexibel. Diese Fähigkeiten werden gerade im Vertrieb und in der Qualitätsberatung immer wichtiger. Ein höherer Frauenanteil kann dazu beitragen, die Außenwahrnehmung der Branche zu verbessern.

Wie könnten mehr Frauen für Vertrieb und Führung gewonnen werden? 

Noch hält das schlechte Image viele Frauen von einer Vertriebstätigkeit in der Versicherungsbranche ab. Die Versicherungswirtschaft sollte ihre sozialpolitische und gesellschaftliche Verantwortung in der Kommunikation stärker betonen – und dieser selbstverständlich auch gerecht werden. Das kann dazu beitragen, mehr Frauen für den Vertrieb zu interessieren.

Die Versicherer sollten ihre Unternehmenskultur kritisch checken: Sind unsere Unternehmenswerte, Führungsrichtlinien und Beurteilungssysteme geschlechtsneutral? Bieten wir flexible Arbeitszeitmodelle, oder setzen wir auf traditionelle Präsenzkultur? Gibt es Zielquoten für den Frauenanteil auf den einzelnen Führungsebenen und im Vertrieb? Sprechen unsere Vergütungs- und Anreizsysteme auch Frauen an.

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Auch Frauen sind gefordert: Sie sollten sich mehr zutrauen, Verantwortung übernehmen, an ihrer Karriere arbeiten und sich Herausforderungen stellen. Innerbetriebliche Frauennetzwerke können sie darin unterstützen. Sie liefern über Abteilungen und Fachbereiche hinweg Rollenvorbilder, Gelegenheit zum Austausch und manchen Karrieretipp. Auch unternehmensübergreifende Netzwerke wie das Frauennetzwerk des VDVM oder die Fondsfrauen können sie in ihrer beruflichen wie persönlichen Entwicklung voranbringen.

Interview: Julia Böhne

Foto: Brunotte Konzept

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