Die Allianz adressiert als Sponsor der Fußball-Frauen-WM sowie der deutschen Nationalmannschaft gezielt Frauen, um deren Lücken in deren privater Vorsorge schließen und sie für den Vertrieb zu aktivieren. Cash.Online sprach mit Vorstandschef Dr. Markus Rieß.
Cash.Online: Warum sind Frauen in den Top-Positionen der Dax-Unternehmen und in weiten Teilen der Finanzdienstleistungsbranche eher unterrepräsentiert?
Rieß: In der Versicherungswirtschaft haben wir – ähnlich wie bei den Banken – traditionell einen hohen Frauenanteil. Bei der Allianz sind rund 50 Prozent der Mitarbeiter weiblich, auf Führungsebene rund 30 Prozent. Die Quote wird zwar nach oben hin geringer, aber daran arbeiten wir kontinuierlich: So konnten wir seit 2008 den Anteil von Frauen in Entwicklungsprogrammen für angehende Abteilungs- und Bereichsleiter verdoppeln beziehungsweise verdreifachen. Bis 2015 wollen wir auf allen Führungsebenen unterhalb des Vorstands 30 Prozent Frauen in unserem Führungskräfte-Nachwuchspool erreichen und bei jedem Rekrutierungsprozess für eine Spitzenposition künftig mindestens eine Frau in Betracht ziehen. Angesichts der Entwicklung von Arbeitsmarkt und Demografie halten wir eine noch bessere Aktivierung des weiblichen Arbeitskräftepotentials für unerläßlich.
Cash.Online: Die aktuelle von Ihnen in Auftrag gegebene Umfrage von TNS Infratest besagt unter anderem, dass Frauen zugunsten von Sachversicherungen die Altersvorsorge vernachlässigen. Worin sehen Sie die Gründe? Hat die Branche in der Sensibilisierung der Frauen für die Notwendigkeit privater Vorsorge bislang versagt?
Rieß: Dafür gibt es sicherlich viele Gründe, etwa Lücken in der Erwerbsbiografie aufgrund Kindererziehung oder die Tendenz zu Teilzeitarbeit. Zwar haben Frauen einen stärkeren Bezug zur Sachversicherung wie etwa Privathaftpflicht- oder Hausratversicherung, allerdings auch erheblichen Nachholbedarf bei der privaten Altersvorsorge. Laut unserer Studie sehen lediglich 22 beziehungsweise neun Prozent der befragten Frauen eine private Renten- beziehungsweise Lebensversicherung als wichtig an. Hier müssen wir als Versicherer sicher noch viel mehr Aufklärungsarbeit leisten und Frauen davon überzeugen, die existenziell bedrohliche Gefahr einer Versorgungslücke im Alter aktiv anzugehen.
Cash.Online: Insbesondere Thema Berufsunfähigkeit fristet in der Wahrnehmung weiblicher Versicherungskunden ein Mauerblümchendasein. Liegt dies in dem klassischen Rollenbild eines männlichen Versorgers begründet?
Rieß: Im Bereich der Lebensversicherungen messen die befragten Frauen der BU-Policen immerhin die höchste Bedeutung bei – absolut gesehen hält aber nur knapp ein Viertel die Versicherung gegen Berufsunfähigkeit für wichtig oder notwendig. Zum Vergleich: Bei der Hausrat- oder Haushaltversicherung meint das fast jede zweite Frau. Immerhin sehen sich Frauen aufgrund unserer Umfrage als Entscheider in Finanzangelegenheiten.
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