Über Geld spricht man(n) nicht, – frau schon gar nicht. Doch spätestens wenn keins mehr da ist, wird es auch für das schöne Geschlecht ein Thema. Warum das Thema Geld auch emanzipierten Frauen immer noch Schweißperlen auf die Stirn treibt und warum so wenige Frauen in der Finanzbranche arbeiten wollen.
Text: Katja Schuld
Drei Dinge braucht die Frau: einen Frisör, eine Handtasche und Schuhe, das zumindest ist ein gängiges Klischee – dazu Kapital, um das alles zu bezahlen. Doch wo heute die eigenen Geldquellen noch sprudeln, kann morgen schon Schluss damit sein. Vor allem im Alter ist besonders das weibliche Geschlecht in Gefahr, unter der durchschnittlichen Einkommensgrenze seinen Lebensunterhalt bestreiten zu müssen. Wie viele finanzielle Mittel im Ruhestand zur Verfügung stehen, wird von mehreren Faktoren beeinflusst, die von Frau zu Frau unterschiedlich sind und dementsprechend zu berücksichtigen wären. Diese sind beispielsweise: häufig niedrigeres Gehalt als Männer, Kinderauszeiten, Scheidung, höhere Lebenserwartung.
Glaubt man einer Studie der R+V Versicherungen, so wollen mehr als 80 Prozent der Frauen in Deutschland auch im Alter nicht auf ihren Lebensstandard verzichten, doch investieren 39 Prozent von ihnen weniger als 50 Euro monatlich in die private Altersvorsorge. Man muss kein Rechengenie sein, um zu erkennen, dass das nicht reichen kann. Auch der Staat wird die private Schatulle durch Zahlungen aus dem gesetzlichen Rententopf nicht wirklich auffüllen.
Frauen erhalten derzeit in den alten Bundesländern durchschnittlich 468 Euro Rente, Männer 822 Euro. In den neuen Bundesländern bekommen Frauen mit 652 Euro im Schnitt etwas mehr, da zu DDR-Zeiten viele davon erwerbstätig waren; Männer kommen auf durchschnittlich 818 Euro. Das Fatale daran: Den Frauen ist bewusst, dass die Rente vom Staat zu gering ist, dennoch meinen der R+V-Studie zufolge 75 Prozent, dass ihre Altersvorsorge ausreicht.
Frauen kümmern sich nicht um ihre Altersvorsorge – das verkünden unisono alle Studien, die in den vergangenen zwölf Monaten zu diesem Thema in Auftrag gegeben wurden. Wie sehen das Finanzberaterinnen, die jeden Tag bundesweit Gespräche mit Frauen genau zu diesem Thema führen? „Es ist leider tatsächlich so, weil Frauen einfach schnell bereit sind, zugunsten anderer Familienmitglieder ihre bereits laufenden Verträge für das Alter teilweise oder ganz einzufrieren, während die Programme der Männer einfach ungestört weiterlaufen“, sagt Anne Wulf, Geschäftsführerin der Berliner Finanzberatung Das Finanzkontor.
Altersvorsorge als lästiges Übel
Christiane Göpf, Geschäftsführerin von Service 2000 – unabhängige Finanzberatung für Frauen, kennt reihenweise Kundinnen, die selbst mit 50 Jahren noch keine private Altersvorsorge begonnen haben, obwohl ihre gesetzliche Rente nicht einmal Hartz-IV-Niveau erreicht. „Frauen empfinden das Thema Altersvorsorge und sich darum kümmern zu müssen als lästig. Sie können sich nur schwer vorstellen, über Jahrzehnte einen bestimmten Betrag aufzubringen“, sagt sie. Es ist jedoch nicht nur die Unlust, sich damit beschäftigen zu wollen. Dr. Mechthild Upgang von der gleichnamigen Dr. Upgang AG stellt fest, dass Frauen innerhalb des Familienverbands in der Regel für das soziale Gefüge zuständig sind, was mit einem hohen Zeitaufwand einhergehe.
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