Frauen im Finanzsektor: Das andere Geschlecht

Finanzvertriebe: 54 Prozent Frauen im Innendienst, keine einzige im Vorstand

Weitere 23 Prozent halten eine Quote sogar für dringend notwendig, da Frauen bei der Besetzung von Führungsposten Männern gegenüber benachteiligt seien. Auch bei der Mehrheit der größten deutschen Finanzvertriebe stellen Frauen mit einem Anteil von rund 54 Prozent nach Cash.-Recherchen den Großteil der Mitarbeiter im Innendienst.

Auf der Vorstandsebene dieser Unternehmen ist jedoch keine einzige Frau zu finden. Auch in der Beraterschaft sind Frauen laut Cash.-Recherche mit durchschnittlich rund 22 Prozent unterrepräsentiert. Im angestellten Außendienst in der Versicherungswirtschaft liegt der Frauenanteil bei rund einem Fünftel.

„Noch dünner wird die Luft für Frauen auf der Führungsebene. Nur 4,1 Prozent der leitenden Angestellten im Vertrieb sind weiblich“, berichtet Sabine Brunotte. Sie war selbst jahrelang in Fach- und Führungspositionen in der Assekuranz tätig und unterstützt seit 2007 mit ihrem Unternehmen Brunotte Konzept Versicherungen, Finanzdienstleister und Vertriebe.

„Sexismus und Aggressivität in der Versicherungsbranche“

Ihr Schwerpunkt liegt auf Marktbeobachtung, Vertriebsstrategie und -kommunikation. Angesichts des großen Anteils der Frauen im Innendienst stellt sich die Frage, was Frauen von Führung und Vertrieb fernhält.

„Insbesondere in der Versicherungsbranche herrscht eine Form von Sexismus und Aggressivität, die es den meisten Frauen verleidet, hier zu arbeiten“, meint Susanne Kazemieh, Gründerin der Hamburger Finanzberatung Frauen Finanzgruppe. „Wir suchen seit über einem Jahr vergeblich nach einer versierten Kollegin“, berichtet Kazemieh.

Ihrer Meinung nach haben Frauen, die gelernt haben, sich gegen männliche Überheblichkeit abzugrenzen, sich nicht unter Umsatzdruck setzen zu lassen und einen empathischen Beratungsstil praktizieren, sehr gute Chancen auf eine Karriere in Beratung und Vertrieb.

„Die Vertriebskultur ist noch stark männlich geprägt“, erläutert Expertin Brunotte. „Sie setzt auf Wettbewerb und bietet Anreize, die Frauen weniger ansprechen als ihre männlichen Kollegen. Imagedefizite spielen ebenfalls eine Rolle. Frauen messen der sozialen Akzeptanz ihrer beruflichen Tätigkeit mehr Bedeutung bei als Männer und schrecken deshalb vor einer Tätigkeit im Vertrieb zurück“, so Brunotte.

Tatsächlich hat insbesondere der Vertrieb aufgrund knapp bekleideter Hostessen auf Messeveranstaltungen und einiger Skandale rund um Incentive-Reisen mit Prostituierten keinen besonders frauenfreundlichen Ruf. (jb)

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der neuen Cash.-Ausgabe 05/2014.

Foto: Shutterstock

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