Leider haben Schulden zwei negative Eigenschaften: Sie müssen zurückgezahlt und in der Zwischenzeit mit Zinsen bedient werden. Beides tut dem Staatshaushalt weh und insbesondere Italien, dass bereits bis Oberkante Unterlippe verschuldet ist. Eine üppige Neuverschuldung ist von Italien heutzutage unter normalen Bedingungen nicht mehr zu stemmen, ist viel zu schmerzhaft.
Aber für dolore gibt es eigentlich keinen Grund. Das italienische Finanzleben kann durchaus süß sein. Denn die EZB spielt den Durchlauferhitzer für Italiens Schulden: Sie kauft massenhaft italienische Staatspapiere auf, die ansonsten wie Ladenhüter in den Regalen des Finanzministeriums liegen blieben. Mit dieser Liquiditätsschwemme drückt sie gleichzeitig die Schuldzinsen auf ein für Italien erträgliches Niveau. Vor dem Euro-Rettungsversprechen von Notenbankpräsident Mario Draghi im Juli 2012, zur Not unbegrenzt Staatspapiere der Euro-Länder aufzukaufen, lag der Durchschnittszins für italienische Staatstitel bei harten vier und aktuell bei unter weichen 0,4 Prozent. Das nenne ich dolce vita.
Und ist es nicht einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wert, dass Mario Draghi damit die heutige Zinsbelastung des italienischen Staatshaushalts im Vergleich zu 2011 marginalisiert, obwohl die Staatsverschuldung seit Einführung des Euros bis heute um über 60 Prozent zulegte? Draghi ist ein finanzpolitischer Held. Er erinnert an Cäsar: Ich kam, sah und siegte!
Seite vier: Die geldpolitische Leistung ohne reformpolitische Gegenleistungen hat gewaltige Haken