Zudem haben sie momentan nur in geringem Maße unter den Folgen des Handelskriegs zu leiden. Bei den Unternehmen sieht das anders aus. Die Unsicherheit trübt das Geschäftsklima und die Anlageperspektiven inzwischen spürbar ein. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Sektoren (Erdöl, Luftfahrt) mit spezifischen Problemen zu kämpfen haben.
Wie sich China Luft verschafft
China versucht sich an einer Gratwanderung, um wider- sprüchliche Ziele miteinander zu vereinen (Stützung der Konjunktur, Begrenzung der Verschuldung, Verhinderung von Immobilienspekulationen). Die Regierung weitet die Maßnahmen zur geldpolitischen und finanziellen Lockerung aus. Zwar kann die Verlangsamung noch im Rahmen gehalten, aber nicht mehr geleugnet werden.
Indem es seine Währung abwerten lässt, verschafft sich China etwas Luft, um die durch den Handel ausgelösten Belastungen abzufangen. Bei derartigen Maßnahmen ist allerdings Vorsicht geboten, denn sie können zu Kapitalabflüssen führen und möglicherweise den Zorn Trumps über „Währungsmanipulationen“ noch weiter anfachen.
Wenig Ansteckungseffekte
In Europa sind manche politische Probleme mittlerweile vom Tisch („Gelbwesten“ in Frankreich, die Spannungen zwischen Rom und Brüssel nach dem gescheiterten Pokerspiel Salvinis). Das schwerwiegendste aber – der Brexit – bleibt ungelöst. Die Wirtschaft bietet aktuell ein zweigeteiltes Bild: Während sich die Industrie im Abschwung befindet, stimmt die Lage in den restlichen Sektoren weiter zuversichtlich.
Insgesamt gibt es zwischen den beiden Bereichen nur wenig Ansteckungseffekte. Die Ausnahme ist Deutschland. Hier ist die Krise der Industrie zu gravierend, um spurlos am Arbeitsmarkt und der Wirtschaft als Ganzes vorbei zu gehen. Die Tatenlosigkeit der Bundesregierung, die sich an ihre Haushaltsgrundsätze klammert wie ein Ertrinkender an seinen Rettungsring, wirkt wie aus einer anderen Welt.
Glücklicherweise hat die EZB auf Mario Draghis Initiative bereits eine neue, umfassende geldpolitische Lockerung auf den Weg gebracht. Aber auch sie stellt sich damit den deutschen Verfechtern einer orthodoxen Geldpolitik entgegen.
Foto: ODDO BHF Corporates & Markets.