Bekanntermaßen wirken manche Menschen schon auf den ersten Eindruck sympathischer als andere. Das Gefühl, das entsteht, wenn uns jemand in seinen Bann zieht, erzeugt ein diffuses Gefühl. Dahinter steckt das Phänomen Ausstrahlung – ein anderes Wort für Charisma. Es übertrifft fachliche Skills, überzeugt direkt und bildet damit die Geheimzutat für Erfolg. Ein Gastbeitrag von Julia Sobainsky, Unternehmensberaterin.
Wer sich das als Führungskraft wünscht, braucht also eine charismatische Persönlichkeit. Nur so ist das Commitment der Mitarbeiter langfristig gesichert. Aber was tut der, dem Charisma nicht in die Wege gelegt wurde?
Charisma macht den Unterschied
Als Speakerin konnte ich nicht nur selbst Erfahrungen im Spiel mit dem Publikum sammeln, sondern auch schon mitreißende Keynotes miterleben – und weniger mitreißende. In beiden Fällen lag es nicht am Vortrag selbst, denn die Speaker waren bestens vorbereitet, die Inhalte passten, waren fachlich einwandfrei.
Es lag an den Vortragenden. Den vermeintlich ,schlechten’ Referenten fehlte scheinbar das gewisse Etwas, sodass der Funke zwischen ihnen und den Zuhörern nicht überspringen wollte. Ihnen fehlte ihnen das Charisma.
Nur gut, dass das es nicht angeboren ist, sondern von Grund auf erlernt werden kann!
Führen heißt Verantwortung
Als ich mit Unternehmen zu arbeiten begann, wurde mir allerdings schnell klar: Trotz guten Willens zur Veränderung herrscht gerade auf der Führungsebene breites Unwissen vor, wenn es ans Learning geht.
Dabei ist Charisma gerade hier gefragter denn je. Man spricht täglich vor Publikum, ringt um die Anerkennung und letztlich auch das Vertrauen seiner Mitarbeiter.
Zugegeben, es ist alles andere als leicht, dabei den Spagat zwischen Individualität und althergebrachter Konvention hinzubekommen. Niemand möchte künstlich wirken oder aus dem Rahmen fallen, sich in den Mittelpunkt drängen oder gar als manipulativ gelten.
Deshalb bedeutet charismatische Führung auch Verantwortung. Wer Verantwortung für sich, sein Auftreten, aber auch seine Machtposition übernimmt, schließt einen totalitären Führungsstil nahezu aus.
In der Tat galt der deutschen Vergangenheit wegen der Begriff Führung lange Zeit als No-Go. Der Preis für die Tabuisierung war, dass Zuckerbrot und Peitsche in der Führung lange die einzigen Mittel blieben, um Mitarbeiter vermeintlich zu binden.
Charisma geht auch introvertiert
Erst mit US-amerikanischen Vorbildern wie Steve Jobs nahm die Bedeutung von Charisma zu. Man konnte sehen, wie er sich mit einer einzigartigen Bühnenpräsenz nicht nur die Aufmerksamkeit seines Publikums, sondern durch seine Ausstrahlung auch das Commitment seiner Mitarbeiter sicherte.
Ich möchte nicht dafür plädieren, dass alle der neue Steve Jobs werden sollten. Im Gegenteil: Ich glaube daran, dass nur weiterkommt, wer authentisch und damit er selbst bleibt – ja, auch als introvertierte Persönlichkeit.