Bausparen galt lange als solide Sparform und Immobilienfinanzierung. Dauerhaft niedrige Zinsen haben das geändert. Lohnt sich ein Vertrag noch?
2019 war nicht unbedingt das beste Jahr für die Bausparkassen – zumindest auf den ersten Blick. Zwar wurden im vergangenen Jahr rund 1,7 Millionen neue Bausparverträge abgeschlossen, wie die Statistik des Verbandes der privaten Bausparkassen zeigt. Insgesamt sank die Zahl der neuen Verträge gegenüber dem Vorjahr aber um 1,9 Prozent.
Allerdings zeigt die Statistik auch: Die Bausparsumme der neuen Verträge ist um 2,5 Prozent gestiegen. Aus Sicht des Verbandes bestätigt sich damit eine Tendenz: Kunden setzen die Verträge heute eher zur Immobilienfinanzierung ein und seltener nur zum Sparen.
Zinsgarantie ist günstig für den Eigenkapitalaufbau
Die Gründe liegen für Verbandssprecher Alexander Nothaft auf der Hand: Ein Bausparvertrag biete Kunden durch den vorteilhaften Zins über einen langen Zeitraum Planungssicherheit. „Die Zinsgarantie geht Hand in Hand mit einem zweckgerichteten Eigenkapitalaufbau“, sagt Nothaft. „Mehr Eigenkapital heißt weniger Schulden, heißt weniger Kreditbelastung.“
Bausparen funktioniert in zwei Phasen
Grundsätzlich hat Bausparen in zwei Phasen: In der Ansparphase zahlt der Sparer monatlich einen Betrag ein. Für das Guthaben bekommt er Zinsen. Ist ein bestimmter Betrag erreicht, wird der Vertrag zuteilungsreif. Der Sparer kann sich das Geld dann auszahlen lassen.
Gleichzeitig beginnt die Finanzierungsphase: Der Kunde kann nun ein günstiges Darlehen beantragen. Die Konditionen dafür hat er bereits vor der Ansparphase vereinbart. Damit kann er eine Immobilie kaufen oder bauen. Er muss den Kredit aber nicht beantragen.
Bausparvertrag bietet auch Flexibilität
Durch seine regelmäßigen Sparleistungen zeige der Bausparer, dass er tatsächlich in der Lage ist, einer solchen langfristigen Zahlungsverpflichtung nachzukommen, erklärt Nothaft.
Das helfe unter Umständen bei der späteren Kreditwürdigkeitsprüfung der Banken. Außerdem biete ein Bausparvertrag Flexibilität durch die Möglichkeit der jederzeitigen Sondertilgung.
Alexander Krolzik von der Verbraucherzentrale Hamburg bewertet Bausparverträge etwas kritischer. Ein Vertrag lohnt sich seiner Ansicht nach in den meisten Fällen nicht, weil die Guthabenzinsen deutlich unter Inflationsrate liegen. Nach Angaben der Stiftung Warentest zahlen viele Bausparkassen tatsächlich nur 0,10 bis 0,25 Prozent auf das Guthaben.
Bausparsumme muss genau passen
Von den geringen Zinsen gehen zudem noch die Abschlussgebühr und oft Jahresgebühren ab. Diese Kosten seien häufig höher als der letztendliche Gewinn, erklärt Krolzik. Auch laufende Kosten wie Kontoführungsgebühren würden die Rendite schmälern.
Wichtig deshalb für Verbraucher: Bausparen lohnt sich nur, wenn der Vertrag optimal auf die eigenen Ziele abgestimmt ist, erklärt die Stiftung Warentest. Ist etwa die Bausparsumme im Verhältnis zur Sparrate zu hoch, muss der Bausparer lange warten, bis sein Vertrag zugeteilt wird. Wer hingegen mehr spart als nötig, läuft bei manchen Tarifen Gefahr, einen Teil des Darlehensanspruchs zu verlieren.
Staatliche Förderung macht Verträge interessant
Staatliche Förderung kann Bausparen für manche attraktiv machen. „Schließen Sparer einen Riester-Bausparvertrag ab, können sie für ihre Sparbeiträge und die Tilgung ihres Darlehens Zulagen erhalten“, erklärt Stefan Hüllen von der Stiftung Warentest.
„Jeder Förderungsberechtigte kann außerdem Riester-Beiträge bis zu 2.100 Euro im Jahr steuerlich als Sonderausgaben absetzen.“ Voraussetzung ist aber, dass der Vertrag tatsächlich für die Immobilienfinanzierung eingesetzt wird.
Anstelle der Riester-Förderung können Bausparer oft auch die staatliche Wohnungsbauprämie erhalten. Die bekommen Bausparer aber in der Regel nur, wenn der Vertrag für den Bau, den Kauf oder die Modernisierung einer Immobilie eingesetzt wird.
Allerdings gibt es eine Ausnahme: Wer beim Vertragsabschluss noch keine 25 Jahre alt ist, kann das Geld frei verwenden. Die Prämie bekommt er oder sie trotzdem.
Dafür müssen Sparer aber mindestens sieben Jahre einzahlen und sie dürfen nicht zu viel verdienen – die jährliche Einkommensgrenze liegt derzeit bei 25.600 Euro.
Ab 2021 steigen aber die Prämie und die Einkommensgrenzen. Den Zuschuss bekommt dann jeder, dessen zu versteuerndes Einkommen unter 35.000 Euro im Jahr liegt. (dpa-AFX)
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