Um gleich zu Beginn mit einem populären Mythos aufzuräumen: Die Grundfähigkeitsversicherung ist nicht die „kleine Schwester“ der Berufsunfähigkeitsversicherung, wie es viel zu oft noch zu lesen oder zu hören ist. Moderne Grundfähigkeitsversicherungen, so wie sie in den vergangenen Jahren verstärkt auf den Markt gekommen sind, ergänzen vielmehr das Angebot an Arbeitskraftabsicherungen und stellen eine höchst individualisierbare Möglichkeit der Vorsorge dar, die sich prinzipiell für jeden und jede eignet. Während eine Berufsunfähigkeitsversicherung, wie der Name es vermuten lässt, die Ausübung eines konkreten Berufs absichert, leistet eine Grundfähigkeitsversicherung – ohne Berücksichtigung der beruflichen Tätigkeit – bei Verlust einer der versicherten Grundfähigkeiten.
Zu diesem Schutz gehören alltägliche Fähigkeiten – sogenannte Grundfähigkeiten – wie zum Beispiel Sehen, Stehen, Gehen, Hören oder Sprechen. Gehen sie durch einen Unfall oder eine Krankheit verloren, hat das nicht nur erhebliche Auswirkungen auf das eigene Leben, sondern kann auch massive finanzielle Folgen haben, weil unter Umständen teure Alltagshilfen benötigt werden oder auch ein Einkommen wegfällt. Vor den finanziellen Folgen des Verlusts einer versicherten Grundfähigkeit schützt die Grundfähigkeitsversicherung hier durch Zahlung einer monatlichen Rente – auch unabhängig davon, ob der oder die Versicherte weiterhin berufstätig ist.
Die Grundfähigkeitsabsicherung richtet sich an eine breite Zielgruppe. So können bereits Kinder ab dem Grundschulalter versichert werden. Auch wenn sich die Grundfähigkeitsversicherung prinzipiell an alle richtet und auch für sie eignet, profitieren zwei Gruppen ganz besonders: Zum einen sind es körperlich arbeitende Menschen, zum Beispiel Handwerker, für die die vergleichsweise günstige Absicherung attraktiv ist und die auch von einem schlankeren Gesundheitsfragenkatalog profitieren. Sie können die Grundfähigkeitsversicherung unter anderem dazu nutzen, um Grundfähigkeiten, die zum Ausüben ihres Berufs notwendig sind, individuell abzusichern. Bei Fliesenlegern kann das zum Beispiel das Knien und Bücken, bei Dachdeckern der Gleichgewichtssinn sein.
Zum anderen lohnt sich eine Grundfähigkeitsversicherung auch für junge Menschen. Für viele Angehörige der sogenannten „Generation Z“ steht ein bestimmter Beruf für die persönliche Lebensplanung nicht im Fokus. Vielmehr geht es um die Frage, was gebraucht wird, um das eigene Leben sinnhaft zu gestalten. Folglich weisen die (Erwerbs-)Biografien vieler junger Menschen häufig Brüche oder Umorientierungen auf. Hier zahlt sich die Stärke der Grundfähigkeitsversicherung aus, weil eben nicht Berufe abgesichert werden, sondern grundlegende Fähigkeiten, die zum Ausüben einer Vielzahl von Berufen notwendig sind.
Der Markt für Grundfähigkeitsversicherungen in Deutschland ist vergleichsweise jung und bietet daher insgesamt viel Potenzial. Die Entwicklung in den vergangenen Jahren zeigt eine starke Zunahme an Produkten und spiegelt dabei die stark veränderten Kundenbedürfnisse wider. Einschätzungen renommierter Rating- und Analysehäuser wie Morgen & Morgen oder Franke & Bornberg zufolge dürfte sich dieses Wachstum in den kommenden Jahren weiter fortsetzen. Auch dürfte sich das Produktangebot durch mögliche Zusatzbausteine weiter differenzieren und insgesamt auch weiter wachsen.
Auch wir bei Ergo sind von den Vorteilen solcher optionalen Baustein-Lösungen für die Kunden überzeugt und haben bei unserer Grundfähigkeitsversicherung „Ergo Body Protect“ auf dieses Prinzip gesetzt, ohne aber dabei zu komplex und unübersichtlich zu sein. Mit den zur Verfügung stehenden drei Produktvarianten Basis, Komfort und Premium und drei ergänzenden Zusatzbausteinen können Versicherte sich genau den Versicherungsschutz zusammenstellen, der zu ihren Anforderungen passt. Dadurch bieten wir eine bedarfsgerechte, kostengünstige und individuell gestaltbare Grundfähigkeitsabsicherung, die im Ernstfall Lebensqualität und die eigene Existenz sichert. Dies schafft zum einen Transparenz und ermöglicht zum anderen, den Versicherungsschutz individuell am Kunden auszurichten.
Die veränderten Kundenbedürfnisse erfordern heute auch ein besonderes Maß an Flexibilität. Denn die gesellschaftlichen Entwicklungen sind mittlerweile so dynamisch, die Lebensentwürfe so vielfältig, die Arbeitswelt ist so chancenreich, dass Brüche, Umorientierungen und Neuanfänge, gerade in Bezug auf die Erwerbsbiografie, heute normal sind. Dieser Logik sollten sich auch moderne Grundfähigkeitspolicen unterordnen. Kunden sollten dementsprechend ihre Beiträge und Leistungen möglichst einfach erhöhen oder reduzieren können. Manche Anbieter ermöglichen es ihren Versicherten, auch bei der Auszahlung flexibel auf die veränderte Lebenssituation reagieren zu können und sich zum Beispiel die ersten zwölf Monatsrenten in einer Summe auszahlen zu lassen, um etwa notwendige Umbauten finanzieren zu können.
Zur Flexibilität moderner Grundfähigkeitsversicherungen gehört auch die Möglichkeit für Schüler, Auszubildende, Studenten und Berufseinsteiger auf einen späteren Wechsel in eine Berufsunfähigkeitsabsicherung, wie er heute bei vielen Tarifen am Markt Standard ist. Versicherte können dadurch zu bestimmten Anlässen, zum Beispiel beim Abschluss eines Studiums oder einer Ausbildung, ihre Grundfähigkeitsversicherung in eine Berufsunfähigkeitsversicherung umtauschen. Dabei sollte Wert daraufgelegt werden, dass der Wechsel möglichst einfach und ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich ist.
Unterschiedliche Ansprachen
Moderne Grundfähigkeitsversicherungen zeichnen sich häufig auch durch unterschiedliche Ansprachen in Bezug auf mögliche Berufsgruppen aus. So sind zum Beispiel Fähigkeiten im Grundschutz wie das Sehen, Sprechen, Hören, Sitzen, Stehen, der umfassende Hand- und Armgebrauch, aber auch das Autofahren für handwerkliche Tätigkeiten elementar. Darauf aufbauende Tarifvarianten können dann weitere körperliche Fähigkeiten wie das Heben und Tragen, das Knien und Bücken, die Benutzung eines Smartphones, aber auch wichtige Fähigkeiten für Bürotätigkeiten, wie das Schreiben oder die Bildschirmarbeit absichern. Es besteht somit in der Summe eine Vielzahl von Möglichkeiten individueller Absicherung. Die meisten Anbieter ermöglichen Versicherten zudem, auch psychische Erkrankungen mitzuversichern. Am Markt haben sich hierzu zwei Lösungen etabliert. Zum einen gibt es die Absicherungsmöglichkeit für sehr konkrete Krankheitsbilder wie bei schweren Depressionen und Schizophrenie und zum anderen die Zahlung der Grundfähigkeitsrente, wenn die versicherte Person aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht mehr als drei Stunden am Tag erwerbstätig sein kann. Bei der „Ergo Body Protect“ bieten wir im Rahmen des Zusatzbausteins „Psyche Plus“ die zweite Variante mit einer Absicherung von allen psychischen Erkrankungen an.
Auf ein Alleinstellungsmerkmal der „Ergo Body Protect“ sei an dieser Stelle noch hingewiesen: Über den Zusatzbaustein „Sport Plus“ können Versicherte weitere Grundfähigkeiten absichern, die für die Ausübung vieler Sportarten und Hobbys, aber auch für körperlich Tätige wichtig sind. Damit wurde der bisher am Markt verfügbare Leistungskatalog um weitere Bewegungsabläufe, wie zum Beispiel die Kopfdrehung, die Funktion von Knie- und Hüftgelenk, die Rumpfdrehung und -beugung sowie das räumliches Sehen und die Koordination erweitert. Egal ob Fußball, Reiten, Golfen oder Tennisspielen – sollten Kunden durch den Verlust bestimmter Grundfähigkeiten den eigenen Sport nicht mehr ausüben können, erhalten sie Leistungen, die sie zum Beispiel auch für eine Neuorientierung nutzen können. Denn das Leben besteht nicht nur aus Arbeit.
Fiknet Veseli ist Abteilungsleiterin Produktentwicklung und Underwriting Guideline bei der Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG.