Berlin galt für Investmentprofis lange Zeit als tiefste Provinz. Große Firmen oder Veranstaltungen, die in der Spreemetropole stattfanden, waren äußerst rar gesät. Doch holt die Spreemetropole auf und zog mit dem Fund Forum International erstmals die weltweit bedeutendste Konferenz für die Asset Management-Branche an Land.
In den letzten 15 Jahren fand die Veranstaltung regelmäßig im Steuerparadies Monte Carlo statt, was aber angesichts der aktuellen Steuerdiskussion mittlerweile vom Organisator als nachteilig angesehen wird.
Regulierung wird immer wichtiger
Der Umzug nach Berlin ist insbesondere auch ein Zeichen, dass die Branche die zunehmende Regulierung immer ernster nimmt. Dass das Regierungsviertel des bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten EU-Landes nur wenige Gehminuten entfernt liegt, ist kein Zufall. Standen die Zeichen bis zur Finanzkrise im Jahr 2008 auf Liberalisierung, so wird die immer größere Gesetzesdichte mittlerweile als eine der größten Herausforderungen des Sektors gesehen.
Brexit wirft Schatten voraus
Auf der Konferenz diskutierten die zahlreichen internationalen Teilnehmer der mehr als 200 Investmentgesellschaften vor allem über die anstehende Brexit-Entscheidung. Mittlerweile müssen die Investoren nur noch gut zwei Wochen warten, bis die Abstimmungsergebnisse veröffentlicht werden. Zum einen wurde über eine mögliche kurzfristige Reaktion an den globalen Leitbörsen spekuliert. Zum anderen gilt es bislang als offen, wie sich die Geschäfte in der City of London nach einem möglichen Austritt verändern werden. Experten gehen davon aus, dass bei einem Brexit rund 10.000 Jobs von der Themse nach Frankfurt verlagert werden könnten, was das deutsche Finanzzentrum massiv stärken würde.
Für Aufsehen, sorgte insbesondere ein Vortrag vom ehemaligen Pimco-Vorstandsvorsitzenden Mohamed El-Erian, der einen Brexit sogar als Lösung eines Problems betrachtet. Während Großbritannien in der EU eher eine riesige Freihandelszone sehe, stehen für Länder wie Deutschland und Frankreich eher politische als ökonomische Aspekte im Vordergrund. Ein Austritt von Großbritannien könne die EU auf lange Sicht daher sogar stärken, da dies die Sichtweisen vereinheitlichen würde.
IT bestimmt das Asset Management immer stärker
Bei den mehr als 1300 Delegierten stand ebenfalls die Digitalisierung der Branche im Vordergrund. Fintech, Robo-Advisors, automatisierte Prognosen und andere IT-basierte Ansätze hielten immer mehr Einzug auf der Konferenz und auch auf die Branche insgesamt. Für Kate Love, die als Brand Strategy Director die Konferenz betreute, war es ein voller Erfolg, dass die Veranstaltungsseite von den Teilnehmern mehr als doppelt so häufig abgerufen wurde wie im Vorjahr. Auf Twitter gab es zuletzt alleine rund 3.000 Meldungen zum Fundforum.
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Insgesamt war Kate Love mit der Resonanz und der Qualität der Teilnehmer sehr zufrieden. Deshalb wird das kommende Fund Forum wieder in Berlin stattfinden. Insgesamt sei Deutschland ein sehr wichtiger Markt, was ebenfalls für den Standort spricht. Namhafte Politiker waren auf dem diesjährigen Fundforum noch nicht zu Gast. Dies könnte sich aber bereits beim kommenden Treffen ändern. Folglich dürfte die mediale Berichterstattung über das Fund Forum noch intensiver werden. (tr)
Foto: Cash.